Donnerstag, 18. Dezember 2008

Süß



Orangenlikör zu kaufen habe ich mir viel einfacher vorgestellt - eigentlich so: ich gehe in einen Supermarkt zum Regal der Spirituosen,nehme den Likör heraus,gehe zur Kasse...
In Wirklichkeit war es so, dass ich in drei verschiedene Geschäfte ging, die alle gerade das Gesuchte nicht hatten, dann Freunde vor der Weihnachtsmarktwürstchenbude traf, sie nach einem geeigneten Laden fragte und dann lange Straßen bis zu einem riesen Supermarkt lief und dort lange Gänge entlang bis zu einem riesen Plakat mit dem gesuchten Likör. Direkt unter dem Plakat fand ich aber allerlei andere Alkoholika. Ich schlenderte zwei Regalreihen entlang und versuchte, mit voller Aufmerksamkeit für das Gesuchte die Augen offen zu halten. Als es zu Wein, Sekt und Cornflakes überging, hatte ich immernoch nicht, was ich nun in entgegengesetzter Richtung suchte. Plötzlich stand ein Mann hinter mir,der auch die Regale musterte. "Haben Sie Orangenlikör gesehen?" "Nein, den suche ich auch." aber genau in dem Moment sah ich, was wir suchten hinter ihm. Er war noch nicht ganz zufrieden: es gäbe eine billigere Marke, die genau so gut sei, aber offensichtlich nicht hier. Ich suchte mir dann auch noch die kleinere und verhältnismäßig teurere Flasche aus,woraufhin er erstaunt fragte, was ich denn vor hätte? "Pralinen machen." "Ah! Da nehmen sie auf einen halben Liter Sahne sechshundert Gramm Zartbitterschockolade für den Trüffel! Und immer gut rühren!" Das traf sich gut: seid dem letzten Mal Pralinenmachen hatte ich das Rezept vergessen. "Ich tränke Tortenboden damit. Einen schönen Tag noch und gutes Gelingen!" Ich nahm noch Eierlikör mit, weil es den in einer ganz kleinen Flasche gab, meine Mutter ihn so mag und Theresa eine Pralinenfüllung damit gewürzt hatte.

Ich löste etwas mehr Schockolade in der Sahne auf, damit die Masse auch mit Likör fest werden könnte. mit Orangenlikör funktionierte es einigermaßen, mit Obstwasser bestens und mit Eierlikör gar nicht (oder lag es an der weißen Schockolade?). Die mit Obstwassser und Rosinen verfeinerten Pralienenließen sich schneiden und in geschmolzener Schockolade tunken. Dies Eierlikörfüllung glasierte ich auf einem Teelöffel von einer Seite, ließ sie trocknen, nahm sie vom Löffen und bestrich die andere Seite mit Schocko.
Am schönsten war es, die Orangenlikör-Schockomasse weiter zu verarbeiten: mit einem Finger ein Stückchen aus dem Gefäß pulen, in den Handflächen zu einer kleinen Kugel rollen, während immer etwas an den Handflächen kleben blieb; wenn es zu klebrig wurde, löste ich die Masse an meinen Händen mit Orangenlikör an und bald roch die ganze Küche nach Orange und Schockolade. Die kleinen Kugeln rollte ich dann in der flüssigen Schockolade, in einem warmen Kleks in der linke Handfläche. Erst nach dem dritten mal rollen und trocknen lassen war die Schockoladenumhüllung geschlossen. Die Hände dann unter warmem Wasser gewaschen behielten eine angenehme Fettschicht von der geschmolzenen Schockolade zurück. Es war wie das Glück, als Kind in Wasser und Schlamm zu spielen!

Donnerstag, 4. Dezember 2008

Löcher

Gestern wollte ich mein Zimmer also fertig streichen, aber um in Ruhe Streichen zu können, klebte ich erst die Fußleisten ab und legte Folie aus (ganz geschickt kombiniert=)). Dabei fiel mir auf, dass sich an den Leibungen der Terrassentür und des Fensters die Tapete ablöste. Ich wollte die Leibungen ohne Tapete streichen und macht mich daran, sie abzureißen. Für die Reste nahm ich den Spachtel zur Hand und landete damit plötzlich zentimetertief in der Wand: feuchte Stellen? Lockerer Putz!

Kein eigener Rückzugraum: wo kann ich alleine sein?
Andererseits: wie kann ich nicht alleine sein? Vermisse meinen Freund.
Gestern Nacht um kurz nach zwölf muss sich da was gedreht haben: aus der Frage: Warum kommt keiner zu mir? wurde: Würde sich jemand freuen, wenn ich zu ihm komme, der sich noch fragt, warum niemand zu ihm kommt?
Und heute lachen mich auf einmal so viele Menschen an! Und gleich drei fragen nach einer Verabredung.

Yojo´s östliche Weisheit vom Loslassen wird mir da ein wenig klarer...

"...nur die Fülle führt zur Klarheit..." (Schiller)
dieser Satz war mir Montag ein absolutes Rätsel (in der Abwandlung "in der Fülle lebt die Klarheit") und noch am selben Tag erinnerte ich mich an eine Diplomarbeit, die eine Versuchsreihe zu Strömungsverhalten um Propeller auswertet. Da ahnte ich eine Schönheit, im "Gesetzmäßigkeiten aus vielen verschiedenen Einzelfällen herauskristallisieren", die in der Kunst auch ihren Platz haben könnte...

Dienstag, 2. Dezember 2008

Umzug


Sonntag bin ich aus meiner bisherigen WG ausgezogen, morgen renoviere ich mein neues Zimmer hoffentlich soweit, dass ich dann am Wochenende dort einziehen kann...

ein eigenes Zimmer gibt anscheinend sehr viel Sicherheit - jedenfalls habe ich im Moment keine im Gefühl, obwohl ich sogar weiß, wo ich diese Nacht schlafen kann.
Bin ich auf einmal abhängig von solchen Äußerlichkeiten wie Innenräumen geworden? Vermisse ich den Dreck, den ich geflohen bin oder das Licht oder die Wärme, die mir dort auch manchmal fehlte, aber eben nur, wenn sie mal nicht da war? Es war eine schöne Zeit in der Annenstraße - die schwerste, die ich je hatte, außerdem.

und jetzt?

ich ziehe wieder in eine WG und habe mir auch die zukünftigen MitbewohnerInnen selber ausgesucht.
Eine Wand in meinem großen, nicht ganz hellen Zimmer mit riesen Balkon habe ich knallgelb gestrichen und vielleicht kommt eine zweite dazu...

aber das Beste ist:
ein Boden zum TANZEN!


"glattes Eis,
ein Paradeis
für den, der gut
zu tanzen weiß"
Nietzsche?

Sonntag, 2. November 2008

Donnerstag, 2. Oktober 2008

was kalte Füße denken?

Ich hab Ferien - Flurin nicht
Während er zur Tanzschule geht, treffe ich Leute im Gespräch, zum meditieren, nachdenken, schreiben oder bin allein in dieser Richtung beschäftigt.
Im Moment werden meine Füße dabei kalt. Mein Körper fordert eigentlich unmissverständlich, dass ich mich mehr - am besten den ganzen Tag - mit ihm beschäftige: mich bewege. Mein Gefühl zieht mich dann aber oft zu anderem. Und jetzt habe ich mich auch gegen die Tanzausbildung entschieden und trotzdem finde ich es mehr bewundernswert, wenn jemand einen Salto kann, als wenn er ein Diplom hat - andererseits finde ich es ebenso bewundernswert, wenn jemand wie Orland Bishop ein soziales Gespühr und eine geistige Klarheit entwickelt hat, die mir aber gleichzeitig nicht so genau vor Augen steht, wie ein akrobatisches Kunststück.

Montag, 8. September 2008

Donnerstag, 28. August 2008

Die Zeit heilt alle Wunder

Das Lied ist von den "Helden", wenn ich mich nicht irre.

Ich hab es in Freiburg entdeckt und es kommt mir gerade wieder in den Sinn, nach meinem letzten Blogeintrag und dem Telefonat mit meiner Mutter heute morgen, die von einem Buch sprach "Ein Kurs in Wundern".

"Die Zeit heilt alle Wunder schon nach wenigen Jahrn sind nur noch Narben da wo Wunder warn..."

Es erzählt, wie ein Kind, das kaum laufen kann, immer wieder stehn bleibt, um ein Wunder zu sehn und Erwachsene es daran vorbei ziehn, sodass es lernt, Wunder zu übersehn, zu übergehn.

Wie einen Platz machen zum wieder auf die Knie gehn vor den kleinen Wundern? zum stehnbleiben und aufschauen zu den großen?

Das könnte eine Schule sein...


ich bin vor ein paar Tagen auf einem Schulhof erwischt worden beim Jonglieren (habe es gerade mit drei Keulen gelernt).
Eine Lehrerin hat mich gefragt, ob ich dort eine Zirkus AG machen mag und ich habe die Kinder gefragt, wer Zirkus machen mag und da standen so ungefähr zehn Erstklässler um mich rum und haben sich begeistert gemeldet und "ich" gerufen.
Sie hatten sich schon eine ganze Weile gewundert, wie das gehen kann mit drei Keulen und jetzt wollten sie, dass ich mich auch wundere "Kannst du dass?" "Guck mal!" "Kannst du das?" "Ich will auch mal!" "Wie geht das?" "Guck mal, was ich kann!"

ich habe ein bisschen Angst davor - vielleicht mach ich es trotzdem - aber wie lange halten die Kinder durch und wundern sich und freuen sich? Vielleicht wird beim Wiederholen alles entzaubert, entwundert, bevor sie es noch können? Die Zeit ist so wunderunfreundlich!

Andererseits hilft das Wünschen längst wieder.
Und nur, weil die meisten Menschen so vehement dagegen sind, sich zu wundern, haben sie es noch nicht gemerkt!

ich wünsch mir ein leises, freundliches Wundern, durch dass ich die Augen ganz groß mache und klar sehe!
und dir auch!

Schwestern und Brüder

Meine Schwester hat mir erzählt, dass sie oft, wenn sie irgendwo mit der Bahn hin will, nach 19:00 Uhr losfährt und andere Fahrgäste fragt, ob sie ein Tiket haben, auf dem sie Leute mitnehmen können. Am Wochenende geht das auch.

Als ich mich vor gut zwei Wochen Samstags auf den Weg zum Flughafen machte, um nach London zu fliegen, war ich sehr knapp dran, weil mir Flo gerade geschrieben hatte, dass er seinen Flug verpasst hatte. Als ich hektisch noch ein Tiket lösen wollte, kam eine Inderin auf mich zu, und lud mich ein auf ihrem Tiket2000 mitzufahren. In Dortmund hatte ich gut Zeit zum Umsteigen, aber kaum Zeit, nochmal an einen Automaten zu gehen, also fragte ich am Bahnsteig zwei Leute - und schon hatte ich eine Mitfahrgelegenheit bis zum nächsten Bahnhof, an dem ich umsteigen musste. Der Mann sah asiatisch aus, sprach nicht gut Deutsch und war nicht so mitteilsam, wie die Frau vorher. Mit diesen guten Erfahrungen fragte ich im nächsten Bahnhof den ersten Mann mit dunkler Hautfarbe, der mir begegnete, aber er war schon mit Familie unterwegs. Ich schob also das Vorurteil beiseite, dass mir eher Menschen mit exotischem Aussehen helfen - fragte aber trotzdem eine Rothaarige und hatte wieder Glück. Zwischendurch telefonierte ich mit meinem Vater und mit Flo, um uns ein Zelt und Flo einen neuen Flug zu organisieren. Der letzte Zug, den ich nehmen musste hatte gut eine halbe Stunde Verspätung und ich hegte schon die Vermutung, dass ich auch meinen Flug verpassen sollte, um dann doch mit Flo gemeinsam in London zu landen, aber die Verspätung diente anscheinend nur dazu, dass ich meinen Vater kurz treffen konnte, ein Zelt und frisches Wasser von ihm bekam, wieder eine Mitfahrgelegenheit finden konnte, sie mir erklären konnte, ab wo sie ein Zusatzticket und ich folglich auch ein Ticket benötigte, ich mir das Ticket besorgen konnte und noch mit den anderen Leuten quatschen konnte, die ich vorher gefragt hatte, weil sie sich jetzt auch dafür interessierten, ob ich denn gut weiter käme.

Am ShuttleBus zum Flughafen wartete ein Steward (auf mich?) der mir erklärte, wie ich jetzt zum Flug käme und wie ich dann von London Stansted günstig ins Zentrum käme. Er sah nicht indisch aus, was mich ziemlich wunderte, weil je näher ich an Kevelaer war, desto mehr Menschen mit Punkten auf der Stirn und in Saris sah ich. Ich habe leider vergessen, woher er eigentlich kam, aber inzwischen hat er hoffentlich eine Wohnung in Deutschland gefunden.
In London sah ich am ersten Tag auch so viele Saris. Aber ich fürchte, dann habe ich aufgehört, mich darüber zu wundern.

Samstag, 23. August 2008

und rund

wir sind in Hamburg gelandet, zur nächsten Autobahn gewandert und waren noch nicht ganz da, als uns schon eine Lehrerin mit nach Lübeck nahm.
Schön zu hören, dass sie ihre Arbeit liebt! Ich glaube es waren 15 Kinder in ihrer Klasse und sie erzählte von einer guten Lehrer-Schüler Beziehung, die sie Dank genügend Zeit zu ihren Schülern aufbauen kann. Sie interessiert sich für erlebnispädagogisches Teambuilding, das könnte ihren Kids gut tun, die sind jetzt in der 8. Klasse. ich habe ihr von captura und Hugoldsdorf erzählt und dass Friedel und Flo sich auch mal mit Erlebnispädagogik beschäftigt haben.
Abends um 23:00 Uhr ist es zu dunkel, um weiter zu trampen, wir haben es eine Weile versucht, aber dann unser Zelt aufgeschlagen und uns verkrochen, bis es wieder sonnig und wärmer war.
Dann warteten wir kaum eine halbe Stunde, bis uns ein Unfallchirurg mitnahm. Er fuhr schnell, aber er wusste wahrscheinlich mehr als viele andere, was er da tat. Vieles was er erzählte, deckte sich mit dem, was ich mal bei einer Mitfahrgelegenheit von zwei Medizinstudenten gehört habe und kürzlich in einem Artikel von einem bayrischen Arzt las: Die Gesundheitspolitik hier zu Lande macht Ärzten Lust auszuwandern und bringt die Medizin auf eine unmenschliche, profitorientierte Bahn. Ich würde gerne mal von jemandem hören, wie man Alternativen schaffen oder unterstützen könnte!

Hugoldsdorf war diesmal so still!
Einerseits habe ich gehofft, dass Maria, Friedel und Flo mehr Zeit haben, wieder Dinge zu tun, die aus ihnen selbst, oder aus einer Inspiration und weniger aus einer Reaktion auf äußere Notwendigkeiten entstehen, wenn die Familie nicht mehr im alten Gutshaus wohnt. Andererseits habe ich mich gefragt, was dann eine konkrete Verbindung zu diesem Ort darstellt - warum da und nicht anderswo?
Und ich habe die Kinder vermisst, mit denen man Jonglieren und Akrobatik machen konnte, die oft unerwartet auftauchten und mich irgendwie in einer besonderen Präsenz gehalten haben.
Zweimal fuhr ich mit Flurin an die Ostsee. Wir waren mit den Fahrrädern einmal knappe drei Tage und einmal einen Tag unterwegs und zwischendurch wieder im "Schloss". Dort und in der Baracke wurde viel gearbeitet, aber es gab erst richtig was für uns zu tun, als wir Farbe gekauft hatten und Anna, Maria, Yargo, Flo und Friedel sich auf den Weg ins Ruhrgebiet gemacht hatten. Beim gemeinsamen Arbeiten entstanden Gespräche mit "captura-Qualität" zwischen Flurin und mir, Gespräche, die jeder mit einem ehrlichen Standpunkt beginnt und bei denen man so gut zuhört und sich dem anderen verstehend nähert, dass am Ende beide auf Neuland stehen, bereichert.

Wir wollten noch nach Amsterdam trampen, aber auf der Raststätte fühlte ich mich ziemlich krank und es fuhr keiner in die gewünschte Richtung, der genug Courage und genug Platz im Auto gehabt hätte, um uns mitzunehmen. Wir hatten schon einen Platz für unser Zelt ausgespäht und wollten noch in der Raststätte warm essen, bevor wir kalt schlafen gingen, als und ein junger Mann, den Flurin schon gefragt hätte, ob er in unsere Richtung führe, fragte, ob wir jetzt gar nicht nach Hause kämen? Ich sagte, dass nach Hause auch gut wäre, das wäre für mich in der Nähe von Dortmund, aber wir hätten ja eigentlich vor, nach Amsterdam zu fahren. Er war auf dem Weg ins Sauerland und setzte uns fast vor der Haustür raus. wir waren zu müde, um viel zu reden und er war einer von denen, die so rasend schnell fuhren, dass wir auch nur relativ zur Strecke wenig Zeit gehabt hätten zum reden.

Donnerstag, 21. August 2008

rund



London ist bestimmt eine tolle Stadt, und am Rand lässt es sich auch gut leben, aber Großstädte sind irgendwie nichts für mich. Die Underground fährt fast immer genau so, wie man es sich besser nicht hätte wünschen können, aber was ist das gegen ein Fahrrad an der frischen Luft?

Die erste Nacht verbrachte ich allein im Zelt, einen Spatziergang vom Airport entfernt und entweder habe ich nicht viel geschlafen, oder geträumt ich läge wach. Irgendwann setzte sich ein Turkey (so heißen diese lauten Vögel doch?) neben mein Lager und gluckste von Zeit zu Zeit leise, dass beruhigte mich und der leise Regen störte auch nicht mehr.

Bis wir eine bezahlbare Bleibe gefunden hatten, schleppten wir viel Gepäck durch London, und verloren uns für Stunden im Internet.

Dann ist diese Stadt so international! Was ist überhaupt typisch britisch? Ein Italiener, den wir in der besten Pizzeria weit und breit trafen, riet uns, fish & chips zu probieren. Ein Mann aus Grönland verkaufte uns spanisches Obst und ein Marokaner, der in London studiert und arbeitet, empfahl uns nur den absolut typischen Touri-kram, auf den wir gerade keine Lust hatten. Vier Araber bestaunten Flo´s Jonglage mit drei Keulen und meine mit zweien, ein Deutscher fragte uns nach dem Weg und zwei anderen reisenden Päärchen von wer-weiß-wo konnten wir auch weiterhelfen, nachdem wir uns selber ohne Dach überm Kopf in London´s Nacht wiederfanden.

Es war aber eine richtige englische Lady, die wir an der Bushaltestelle trafen, würde ich sagen: sie trug ein lila Kostüm und einen betonierten Pagenschnitt und ich glaube auch eine Brille, oder? Sie war farbenfroh, aber doch nicht knallig geschminkt und hatte eine unglaublich zart, zahlreich in Falten gelegte, um die Augen durchscheinende Haut. Sie verlor den Humor nicht, als sie erfuhr, wo wir die letzte Nacht verbracht hatten, aber nach einem Wiedersehn und zwei netten Schwätzchen machte sie sich da so schnell wie möglich aus dem Staub.

Staub. ist es der Staub in der Luft, der macht, dass es jeden Tag mindestens einmal regnet?

Für uns waren in der Stadt die Menschen das Interessanteste.
Aber die besten Plätze für uns waren in den Parks.
Und in den Parks waren die Tiere sehenswürdiger, als die "Sehenswürdigkeiten"

Samstag, 9. August 2008

Richtung

ich mache mich heute Richtung Norden auf den Weg, werde eine Woche in England sein und dann wieder im Lande...
das wird eine abenteuerliche Reise: keine Ahnung, wo ich die nächste Nacht verbringen werde - und die Frage wird sich jetzt vielleicht bis Anfang September so durchziehn. Gerade machts Spaß! Hoffentlich stresst es dann nicht zwischenzeitlich zu sehr!

irgendwie bin ich versucht, mir einen Fotoapperat auszuleihen, weil hier schon so ewig keine Fotos mehr drin stehn...

gerade habe ich eine Mail abgeschickt, um die Tanzausbildung abzusagen. Es wäre ein wunderschönes Geschenk gewesen, was die Welt mir machen wollte, aber ich bin irgendwie zu sehr (zu sehr?) auf Tauschen aus und wusste nicht, was ich der Welt damit schenken kann.

Sonntag, 3. August 2008

anschließend Pfannkuchen

auf dem captura-blog sind Fotos und ein Bericht zu festival.forum zu sehen. Daran, bzw. an unsere Gespräche dort, schließe ich hier an:

WIR kl ICH keit
ver WIR kl ICH en

am Ende meiner Schulzeit bedeutete "verwirklichen" für mich, meine Träume wahr zu machen, materiell greifbar zu machen, damit andere den gleichen Zugang dazu haben, wie ich.
So wäre die Verwirklichung eine Bewegung vom "ich" zum "wir" und eine Art, Verantwortung zu übernehmen für seine Träume und Ideen.

Wirklichkeit haben wir im Gespräch eher als das bewegt, was vom "wir" ausgehend vom "ich" erstmal akzeptiert werden müsste.

Ich lese gerade in "Was ist Kunst?" Werkstattgespräche mit Beuys und vermute, damit hängt es zusammen, dass ich Wirklichkeit im Sozialen nicht verstehe als das, was existiert, sondern als das, was LEBT.
Ein System, was (schlecht) funktioniert, z.B. ist zwar vorhanden, entspricht aber nicht immer einer MENSCHLICHEN Wirklichkeit, wenn auch vielleicht leider DER menschlichen Wirklichkeit.

Es war auch im Gespräch, dass ein "wir" auf höherer Ebene erst möglich wird, wenn mehrere "ich-präsent" sind. Wenn ich in einer Situation nicht voll präsent sein kann, entsteht vielleicht ein "wir", aber das läuft Gefahr leer, "alle" zu sein im negativen Sinne. Ist die Situation dann noch wirklich?

Wirklichkeit ganz wörtlich genommen: fängt beim "wir" an und schließt das "ich" ein.
Ist so eine Situation ohne mich "Wirklkeit"? Hört sich an, wie Rumgewurschtl!

Kann ich von einer Wirklichkeit ausgehen, in der ich mich nicht wiederfinde?

"ergreife die Welt!" fordert doch zur Veränderung auf.
Natürlich ist die Welt nur so greifbar, wie sie ist.
Sie ist unfassbar, wie sie scheinbar ist.
Sie ist wahrscheinlich gar nicht gestaltbar, wo sie nicht wahrhaftig ist
- wo dem was ist, nicht Wahrheit anhaftet,
sondern wer-weiß-was, vielleicht Lüge -

Ich habe manchmal die Erfahrung gemacht, dass ich etwas verändern wollte, weil es so wenig wahrhaftig war und ich konnte es nicht greifen. Ich konnte soviel Kraft investieren, wie ich wollte, es veränderte sich nichts, außer dass die Kraft mir nicht für anderes zur Verfügung stand.

Aus was entsteht Wirklichkeit?
Was liegt Veränderungen zugrunde?
Auf beides könnte man antworten: Vergangenheit
das kann aber nicht alles sein!

ich erinnere mich gerade an Jolle, der zu captura2005 sagte "Veränderung braucht Mut. Und Mut entsteht hier"

richtig weiter komme ich damit gerade nicht.
Was ist Mut? Wie entsteht DER wieder?

oje, gerade entstehen immer mehr Fragen in meinem müden Hirn. Schneller als ich schreiben kann.
Also, ich mach nen Punkt und geh pennen und wünsche mir diesmal wirklich Antworten zu bekommen!
Im Schlaf,
in der Zwischenzeit ...
von dir

Mittwoch, 30. Juli 2008

noch mehr Punkte

am Freitag sind wir in Dornach angekommen.
Auf der Wiese gegenüber der Jugendsektion klebten ein paar Leute bunte Punkte auf einen leuchtend blauen Wohnwagen, auf Tische und hängten sie an Wäscheleinen auf.

Der "Kunstbauwagen" ist mein liebster TreffPUNKT hier geworden. Fast den ganzen Tag malen und musizieren hier Leute, schleifen Specksteine, reden, oder essen Pfannkuchen, die vor dem blau-weiss-(rostroten) captura-Bus meist von Maria oder Fridel frisch zubereitet werden.

Drei weitere Punkte, die mir besonders gefallen haben, wurden skulptural gestaltet:
Zur Eröffnung sollten alle Beitragenden mit einer Art Tanz (Bewegung währen die Musik spielte) auf ihren Workshop hinweisen. Dabei entstand spontan ein Stuhlberg auf dem Tisch, auf dem Flo und ich uns positioniert hatten, um unseren Bewegungstheater-Workshop zu vertreten.
Kim Fabian machte das Workshopangebot, einen Ikosaeder aus 2,5 m langen Hölzern zu bauen. Er wurde schon am ersten Tag fertig und vorgesten bastelten wir aus Kartons, Klebeband und Folie einen weissen Würfel, der in den Ikosaeder gehängt wurde, einen halben Abend Gesprächsstoff lieferte (als Anregung zu geometrischen, metamorphen und metaphorischen Gedankenspielen) und sich jetzt im Wind dreht.
Und heute wieder Stühle: diesmal die leichten Gartenstühle, weiss und Alu, die inneinander verhakt zweimal ein ca. drei Meter hohes "Gewächs" bildeten - gewagt ausbalanciert und mit Bechern, Suppentassen, Müll, Kleidung, Schuhwerk, Zeitung, Steinen und Besteck geschmückt.

Donnerstag, 24. Juli 2008

Punkte

Punkt 1
ich habe mich einfach wieder getraut, mit einer Mitfahrgelegenheit zu fahren und diesmal klappte es wie am Schnürchen mit dem Treffen: der Fahrer drehte eine Runde auf dem verabredeten Parkplatz und als er hielt waren alle drei Mitfahrer dort versammelt. Eine davon war Annika. Wir haben uns den ganzen Weg unterhalten, wenn nicht einer schlief und es war sehr spannend für mich: sie erzählte von ihren Theatererfahrungen auf der Straße, auf Festivals, mit Freunden, im Jugendclub und im Theater... von Theater wird erwartet zu provozieren, also setzen sich die Leute gestriegelt und gebügelt ins Publikum und sind nicht überrascht, wenn auf der Bühne eine Verrücktheit nach der anderen auftritt. Sie bleiben ruhig sitzen und kommen oft sogar nach der Pause wieder, in der sie sich in Theaterkritik übten, wie sie aus ihrem Alltag kennen - unberührt, intellektuell.
Dann waren wir in Zürich, tranken zusammen Rivella und fuhren mit dem Zug in verschiedenen Richtungen weiter.

Punkt 2
Im Tessin war ein paar Tage lang schlechtes Wetter, aber wenn es gut war, war es unglaublich gut, an der Maggia in der Sonne zu liegen, ab und zu hineinzuspringen, gaaanz langsam verschiedene Texte durchzugehen und sich zu fragen

"Was ist Tanz?"

"Warum tanzen Menschen?"

"Warum liebe ich es zu tanzen?"

Punkt 3
Ausprobieren! Darüber nachzudenken hat mich spontan zu dem Entschluss geführt, nach Freiburg zu fahren und mich für eine Tanzausbildung zu bewerben. Vor ein paar Minuten habe ich die Zusage bekommen und ich freu mich!

Punkt 4
Bei der Aufnahmeprüfung im Gespräche habe ich zwei Fragen mitgenommen:
Glaube ich, dass ich allein mit meinem Körper etwas ausdrücken kann?
Und
Kann ich das Theater für zwei Jahre beiseite legen?
Die erste Frage konnte ich in dem Gespräch noch nicht sofort beantworten, aber kurz danach schon: ja!
Die zweite beschäftigt mich jetzt, aber ich streube mich noch ein bisschen, sie direkt anzugehen, ich frage erstmal dagegen: muss das wirklich sein?

Punkt 5
ist rot.
Gestern hat mich eine Biene gestochen, weil ich im Klee gespielt habe.

Punkt 6
Wir hatten einen kleinen Wohnungsbrand. Eine Kerze neben dem Bett, aber die Füße Richtung Kerze und auf einmal roch es verbrannt. Wenn ich könnte, würde ich meine Nase dafür küssen, dass sie so empfindlich ist! Das halbe Kissen stand in Flammen und für mich ging auf einmal alles ganz langsam. ich nahm das Kissen an der Seite, die noch nicht brannte und warf die brennende Seite auf den Boden. Die synthetische Kissenfüllung war geschmolzen und spritzte leider aufs Bett und auf Flo. Vom Boden und Bett haben wir sie wieder abbekommen, wo die Spritzer auf Haut und Stoff gelandet waren gab es Löcher und in das marokkanische Sitzkissen, auf dem die Kerze gestanden hatte, bleibt ein Loch eingebrannt - oje!

Punkt 7
Heute Abend schauen wir uns nochmal Aufführungen von der Tanzschule für neuen Tanz, Improvisation und Peformance an, in der im September die Ausbildung losgehen könnte.
Morgen geht es dann wieder in die Schweiz, aber diesmal nur bis Dornach zu festival.forum.

Punkt 8
einen schönen Tag dir oder gute Nacht

Mittwoch, 2. Juli 2008

Basel (2)

Ich war mit dem Zug schon durch die ganze Schweiz gefahren und wollte in Basel eine Mitfahrgelegenheit nach Deutschland nehmen, aber der liebe Anselmo kam nicht, ich hatte zu wenig Geld auf dem Handy um anzurufen und er antwortete auch auf meine letzten drei SMS nicht mehr. Ich wartete anderthalb Stunden am verabredeten Treffpunkt und lief dann zum badischen Bahnhof, in der Hoffnung, ab dort trampen zu können. Zwei Stunden lang ist daraus nichts geworden, also kaufte ich mir ein Ticket für den Nachtzug und ging in Basel weiterwarten.
Wie wartet man eigentlich am besten?
Während der Zugfahrt war mein Lesevorrat, "Die Kunst des Schauspielers" von M. Tschechow, und mein Proviant ausgegangen. Der Akku meines Telefons war auch leer. Es war noch eine Stunde, bis zur verabredeten Zeit für die Mitfahrgelegenheit, als ich so in Basel ankam.
Erstmal setzte ich mich auf eine Wiese und nahm wieder meine Identität an (für die Zugfahrt hatte ich mir eine andere geliehen und sie in meiner Phantasie ala Tschechow wahnsinnig schön ausgebaut). So wieder erkennbar wollte ich in der Mitte nette Leute treffen, und derweil den Akku laden. Leider war kein bekanntes Gesicht zu sehen. Ich fand eine Steckdose und eine Toilette, konnte auch meine Wasserflasche wieder auffüllen und ein bisschen im Schatten hocken, schickte einen Brief ab, kaufte bei einer wirklich besonders unsympathischen Kassiererin bei Spar Orangensaft und - auch nicht zu empfehlen - Nuss-Stängli (irgendwo muss es aber richtig gute geben! waren die von coop?) und schaute mir dann die Menschen an, wie sie Gehen, Stehen, Fahrrad und Autofahren, Parken, Reden, Lachen, etwas tragen, Kreischend durch die Springbrunnen beim Messeplatz hüpfen, Essen, sich auf eine Zirkusvorstellung vorbereiten, Telefonieren, im Rhein schwimmen, über Flatterband Absperrungen klettern, Bier trinken, Warten... und ich sah ihnen allen an, dass ich nicht auf sie wartete.


Ich schaue den Vögeln zu, die so hoch fliegen, dass man sie nur sieht, wenn man ihnen zuschaut. Für den Verübergehenden, den schweifenden Blick, verschwinden sie samt ihrer Flügelschläge im Blau des Himmels. Ich schaue dem Fließen des grünen Wassers zu, der Sonne, wie sie untergeht, höre Vögel und werde von einem Spatz besucht, der anscheinend glaubt, ich sei schildkrötenlangsam und hätte nur zwanzig Zentimeter lange Arme. Ich lasse ihn in dem Glauben und wir teilen und Stangenbrot mit Hüttenkäse.

Ich bin ziemlich enttäuscht von mir, dass ich das mit dem trampen nicht hingekriegt habe.

Wofür bin ich hier?

Wofür ist mir diese blöde Sache passiert, dass ich vergeblich auf eine Mitfahrgelegenheit warte und dafür auch noch vorher viereinhalb Stunden Zug gefahren bin? Mein augenblickliches Unvermögen, dem Gegenwärtigen einen Sinn zu geben und die Zeit, die mir noch zum Nachdenken bleibt, verschmilzen in immer üblere Grübeleinen, die bald weit über Basel hinausgehen... Mir rollt eine Träne über die Wange. Eine Frau kommt auf mich zu "Schuldigung, hättest du vielleicht einen Joint?" Ich schüttle den Kopf "nich? ja sorry, ich dachte nur..." und ich dachte, kaum rollt dir eine Träne über die Wange, kommt schon jemand um dich zu trösten - ah! doch nicht! Sie ist noch nicht außer Sichtweite, als ein älterer Mann auf mich zu kommt, vielleicht wirklich, um mich zu trösten, aber ich hocke so am Boden, dass er mir vielleicht in den Ausschnitt gucken könnte, also reagiere ich ein bisschen erschrocken und er sagt zwar seine netten Worte, zieht sich aber gleichzeitig schon wieder zurück. Ich weiß nicht mehr, was er sagte.
Mir direkt gegenüber, auf der anderen Seite des Rheins ist ein Loch in der Mauer, die steil ins Wasser abfällt. Das Loch hat die Umrisse eines Menschen, der so am Boden hockt wie ich. Höhnisches Spiegelbild der Schwärze, die sich in mir aufbaut und bissige, hohle oder tiefe Antwort darauf, wie alleine ich mich fühle. Um mich nicht von meinen Grübeleien weiter aushöhlen zu lassen, schreibe eine sms und gehe. Vielleicht treffe ich beim Jugendzirkus Basilisk Leute, die ich zwar nicht kenne, aber verstehe. Als ich beim Zirkus ankomme, läuft die Vorstellung. Ich gehe weiter zum Bahnhof und setze mich dort vor das geschlossene Theater.
Dort entdecke ich die süße Botschaft, die mir ein Experte in Sachen Glück in meinem Gepäck versteckte.

Samstag, 28. Juni 2008

Der Kleine

Wir leben zu fünft in diesem netten alten Haus in Intragna. Man kommt vom Hof über eine Steintreppe in die Küche. Es hat auf jeder Etage ein Bad, unten ein Wohnzimmer und ein Schlafzimmer - das Schlagzeug steht auch dort - und oben noch mal drei Zimmer. Ach ja, ich könnte auch sagen, dass wir zu sechst dort wohnen und dass es außer dem Balkon noch eine Art geschlossenen Veranda hat, aber die ist klein und es stehen nur Koffer und Schuhe darin und an einem Fenster hängt Schleier, Rock und Brautkranz. Ja und zu sechst sind wir eben auch noch nie gewesen - doch: als der Kleine noch nicht da war, und die Großäugige mit den kurzen dunklen Haaren ihren Freund zu Besuch hatte. Sonst ist sie meist bei ihm aber am nächsten Morgen hatte er auf den Block an der Tür geschrieben "Grazie per la notte!" Und seid dem war sie auch nicht mehr da. Über Tag sind auch die anderen nicht da, nur ich immer wieder und natürlich der Kleine.
Die anderen müssen arbeiten oder zur Schule, man kann ihnen also nicht vorwerfen, dasssie sich nur abends mal um den Kleinen kümmern und vielleicht manchmal morgens. Er ist zwar kein Wunschkind, aber wir würden alle für ihn töten und haben es auch schon mehrmals getan.

Morgens wache ich meist neben meinem Liebsten auf, weil eine dicke, oder zwei kleinere Fliegen, oder gleich alle drei "Reise nach Jerusalem" auf allen unbedeckten Stellen meines Körpers spielen. Das Spiel funktioniert so gut, weil ich kitzlig, und auch im Halbschlaf bemüht bin, ein Stück Haut, wo es mich wieder und wieder krabbelt zu bedecken. Bevor der Kleine da war, dachte ich den süßen Langschläfer da neben mir würden die Fliegen weniger stören. Heute Morgen dann die Überraschung: kaum war der erste Brummer gelandet, wurde neben mir jemand hellwach und brachte ihn zur Strecke.
Und ich gebe zu, mich hat die neue Situation auch verändert: Salatwaschen habe ich gehasst und wenn kleine Schnecken drinsaßen erst recht! Heute habe ich einen riesen Berg Salat gewaschen, obwohl nicht mal klar ist, wer den essen soll und GEHOFFT ein paar Schneckchen zu finden. Sie waren auch da, drei niedliche kleine Schnecken. Genau richtig, um sie - ein wenig zerquetscht, aber - mit einem Mal im großen Schnabel von unserem Kleinen verschwinden zu sehen.

Er stresst ganz schön der Kleine! Manchmal freue ich mich darüber, wie lebendig er ist. Manchmal versuche ich ihn zu beruhigen, ohne seine Muttersprache zu kennen. Sprache interessiert ihn ohnehin nicht - das ist auch besser so. Er käme ein wenig durcheinander: ich spreche meist Deutsch mit ihm; die Frau, die ihn ins Haus gebracht hat, Französisch; wenn wir alle um den Tisch sitzen, Italienisch oder auch ein bisschen Schweizerdeutsch.
Heute in den zwei Stunden, die ich mit Essen Spülen, Teetrinken, Putzen, Kochen und Salatwaschen verbracht habe, hat er nur selten den Schnabel gehalten. Und wenn ich mit einem Abtrocknetuch vorbei wedelte, reckte er sich erwartungsvoll aus seiner Kuschelkiste, machte den dünnen Hals ganz lang und zappelte dazu das ein oder andere Mal auch noch wie wild.

Ich denke, dass sogar Rabeneltern unentwegt mit Futtersuchen, Futterholen und Füttern beschäftigt sind, aber ich fühle mich zur Zeit nicht lange wohl in der Rolle als Hausfrau und Mutter, also hoffe ich, dass der dicke Wurm, die drei kleinen Schnecken und die zwei Fliegen dem Kleinen bis heute abend zum überleben genügen...

Ich war im fluss baden, mache gleich ein Picknick, vielleicht noch eine Filmaufnahme von zwei Akrobaten und fahre auf dem Heimweg beim Elternhaus meines Liebsten vorbei, wo ich ein paar Würmer im Kompost vermute, die der Kleine zur Abwechslung essen könnte, ansonsten gibt es wieder Kellerasseln zum Abendessen.

Orange ( Basel (1) )

Die Hinfahrt, Mitfahrgelegenheit ab Mönchengladbach. Ein International Business Management Student brachte mich und zwei Medizinstudenten, die in Düsseldorf zu stiegen mach Basel Bad Bahnhof. Erst redeten wir, dann schliefen wir - die Medizinstudenten hinten am meisten der Fahrer am wenigsten- sehr angenehm!
In Basel spielte gerade Kroatien gegen die Türkei. Auf der Autobahn hatten wir viel Stau und ein bisschen Spaß mit ein paar Holländern. Vor den Horden von Fußballfans grauste mir, aber ich konnte mit einem Studenten auch noch die Tramfahrt überstehen und das war mehr als leicht: Die Fans waren zwar allgegenwärtig, verrückt, bunt, meist orange, besoffen, und laut, aber nicht lästig. Mitten in der Fanzone, am Barfüsserplatz, stieg ich aus und war keine zehn Schritte gelaufen, da traf ich Rosa, die ich in 2006 Brasilien kennengelernt hatte und ein paar Minuten später war ich in der Mitte!
Ben, der Wirtepatentinhaber des Café Mitte (fumare / non fumare), erzählte mir vom besten Kaffee westlich der Alpen, vom Schmecken lernen, der Sortimentauswahl und davon, dass er im Moment alles in Litern Bier denke: die Verrücktheit der deutschen Fans war groß - ihr Bierdurst an einem Abend wurde mit dem unserBier für eine ganze Woche gestillt. Ben schätzte die Holländer "halbverrückt"... auch deshalb, weil er den Biervorrat der Brauerei schon aufgekauft hatte, als er genug für "halbverrückt" liefern ließ.
Basel bebte und Ben vermittelte mir den Eindruck, mit seiner unverwechselbaren Begeisterung für Menschen und Dinge gut wirtschaften zu können. Das Das machte mir an diesem Abend so viel Spaß!... und es stand im krassen Gegensatz zu dem, was der International Business Management Student behauptet hatte: Basel sei trotz EM wie ausgestorben, wenn es dunkel wird und Wirtschaft könne man doch nicht machen, um seinen Mitmenschen zu helfen!
Das Zimmer, in dem ich übernachten durfte, war direkt neben der Fanzone, aber auf den hof hinaus, weg von der Straße. So störte der nächtliche Jubel meine überdrehten Träume nicht und Morgens weckte mich ein warmer Fleck Sonne auf der Bettdecke und Klavierspiel aus einem anderen, an den Hof grenzenden, Haus.
Mit Inga frühstückten wir (möglicherweise ist dieser Satz gramatikalisch russisch oder italienisch) Tee, Erdbeeren und Wähe im Café Mitte, Dann suchten wir fan-freie Ruhezonen - jetzt im Hellen sah man noch besser, wie ORANGE Basel war - und landete ganz im Grünen, im botanischen Garten.
Ich liebe botanische Gärten! Vermutlich haben sie etwas mit Theatern gemeinsam - vielleicht untersuche ich das mal an anderer Stelle...
Mit Inga kann man wunderbar tiefe gespräche führen und verrückte Ideen aufspühren. An diesem Samstag war es einfach nur warm: das Wetter, das verständnis, die freude füreinander.

Danke Ben und Inga!

Montag, 16. Juni 2008

was ist das, was zusammenhält?

ich bin gespannt!
bei projekt.zeitung beschäftigt man sich mit der Frage,
was ist das, was zusammenhält?
im frag-ment-ierten Probenprozess habe ich gemerkt, dass es hauptsächlich fehlt und dann war es bei zwei Aufführungen plötzlich da -
aber was?
und warum
war es da da
und
davor...?

Sonntag, 15. Juni 2008

erinnerung mente








Hinter den Kulissen



So saß ich noch am Tag der Aufführunge über der Szenenreihenfolge unseres "frag mente" programms...


Gestern waren wir sehr knapp dran:
eine halbe Stunde vor der Aufführung wuste noch niemand von uns genau, was wann dran ist. Also haben wir die Liste mit der Szenenreihenfolge hinter die Bühne gehängt... und los!
Wir waren dicht dran:
Auf ca. 4 Quadratmetern "Backstage"raum, nur mit einem Vorhang vom Publikum getrennt, mussten sich alle umziehen und auf ihre Auftritte warten. Schön war, das ein Meter freie Sicht auf die Bühne blieb, so konnte ich einige Szenen, die ich sonst nur gehört oder in einem viel früheren Stadium in den Proben gesehen hatte aus Publikumsperpektive sehen.
Und wir waren dran!
Wenn man einigen Aussagen aus dem Publikum und unserem Gefühl trauen darf, war das der krönende Abschluss. Die Sache ist rund geworden, obwohl - oder gerade weil - diese letzte Collage ganz nach unserer Lust und Laune, ohne Rücksicht auf ein bestimmtes Publikum in einer Nachmittagsrunde zusammengestellt wurde und die letzten Zwischenszenen ganz ohne, oder nach einer einzigen Probe mehr improvisiert hinzukamen.

Heute, am Morgen danach, kurz vor 12.00 Uhr beim Frühstück saßen dann auch drei Theaterpädagogen und einige aus dem Publikum der letzten Aufführungen und da tauchte sie wieder auf, die Idee das nächste mal zu spielen, was dieses mal hinter den Kulissen passierte...

Mittwoch, 4. Juni 2008

weitere frag mente

08.06. ROTER SAAL Gerhad -Kienle-Weg, Herdecke 19:00 Uhr

14.06. THEATER LEBEND-ICH Münsterstr 161 b (Eingang Lorzingstr.), Dortmund 20:00 Uhr

UNd die Adressen zu den zuvor genannten Terminen: Das LEGATO findet ihr Leopoldstr. 50-58 und das TARANTA BABU befindet sich Humboldstr. 44 - beides Dortmund

bis dann? alles Liebe!

Mittwoch, 28. Mai 2008

mente läd ein!

Du bist, ihr seid, Sie sind

HERZLICH WILLKOMMEN auf diesem Schiff...

...auf dieser Reise durch Menschheits-, durch Theatergeschichte...

07.JUNI 20:00 TARANTA BABU, DORTMUND
13.JUNI 20:00 LEGATO, DORTMUND
...

"frag mente" "geh stehe" - mögliche Titel für einen wirklichen Theaterabend mit den Theaterpädagogikstudenten aus Witten/Annen

ich freue mich auf euren Besuch (ganz besonders auf deinen!)

Mente

frag mente !

Von morgens um acht
bis in die Nacht
in Andern gedacht
Szenen gemacht

aneinander gekracht
wieder lieber gelacht
noch mal mehr durchgemacht
und erwacht!

Fragmente aus:
Leonce und Lena - G. Büchner ... Was bin ich jenseits der Konvention? Ein Taugenichts ?
Sieben Türen - B. Strauß ... Die Möwe - A. Cechov ... Liebe und Autentizität ohne Freiheit und Mut? ... Peer Gynt - H. Ibsen ... Sei du selbst, oder sei dir selbst genug? ... Der Kaukasische Kreidekreis - B. Brecht ... Versuchung - V. Havel ... Diener zweier Herren - C. Goldoni ... Ein Liebesgeständnis - Nicht mehr und nicht weniger! ... Der Widerspenstigen Zähmung - W. Shakespeare ... Wie kann der Egoismus zum Tanz herausgefordert werden? ... Die Jungfrau von Orléans - F. Schiller ... Antigone - Sophokles ... Menschliches Gesetz oder göttliches Gesetz - die Individualität in der Entscheidung. ... Die Perser - Aischylos

Was soll das?

"Zwei Achsen sind es, die uns auf der Suche nach Motiven geleitet haben:

Die Frage nach dem Menschen in Bild und Wesen, wie sie durch die Jahrhunderte erlebt wurde.

Die Frage nach dem Schicksal durch Verbrechen und Irrung, und wie eine Darstellung möglich ist, die den Menschen in seinem Fall vor dem Hintergrund seines Werdens in Freiheit und Würde zeigt." H.U. Ender

Freitag, 9. Mai 2008

stille Wasser...

ich habe lange nicht mehr geschrieben, weil das hier die Aussenseite ist und soo viel los war, was mich innerlich aufgewühlt, bewegt hat. Um etwas in Worte zu fassen bedarf es einer gewissen Klarheit. Der aufgewirbelte Grund hat sich wieder etwas gesetzt. Was ist los? Das kann ich immer noch nicht - wieder mal nicht - insgesamt beantworten. Aber soviel:
ich schaffe es wohl nicht über Pfingsten bei euch zu sein, zu denen mich gerade Pfingsten diese seltsame Verbindung zieht. Unter euch sind viele Menschen, die mir begegnen, wie der Sonnenschein der letzten Tage: lang ersehnt, warm, Lebendigkeit weckend, begeisternd, die Welt in anderem Licht erscheinen lassend...
Ich habe versucht, noch zwei Hände voll mehr von diesen Sonnenmenschen an den Ort zu locken, von denen nur wenige jetzt unter euch sind, und darum hoffe ich, dass ich ein klein wenig vermisst werde, sich aber der Freiraumgedanke - die die da sind sind genau die richtigen - trotzdem im geschehen zeigt.
Vielleicht schaffe ich es schon im nächsten oder übernächsten Jahr, auch die Sonnenmenschen zusammenzulocken, die ich weit außerhalb unserer "natürlichen Umgebung" gefunden habe - das ist einer meiner größten Wünsche!

Damit ihr wisst, wo ich stecke: in Geschichten, Dramen, die entstanden seit den alten Griechen und solchen die gerade entstehen. Wer sehen will, was daraus wird, kann z.B. am Freitag den 13. Juni abends ins Legato in Dortmund kommen.

P.S. ich muss mal wieder Fotos machen, denn das Leben ist wunderschön

Freitag, 4. April 2008

sein und werden (2)

"Also die Verantwortung ist die: "Jeder Mensch ist ein Künstler". Das bedeutet: Jeder Mensch muß ein Künstler werden." (Johannes Stüttgen in STIFTUNGSGESPRÄCHE)

Irgendwie einfacher, irgendwie genauso, für manche vielleicht klarer und für andere wieder weniger: jeder Mensch ist ein Mensch, was bedeutet: jeder Mensch muß ein Mensch werden.

Würde der Mensch nicht Mensch, woher nähme er seine Würde?
Gleichzeitig ist sie keinem Menschen abzusprechen, da er die Würde braucht um Mensch zu werden.
Es ist paradox aber wäre es einfacher, wäre da nur die eine Richtung, könnte ich damit nicht leben.

Was ist Würde?

Ich fühle es.

Kannst du es auch spüren?

Nehmen wir das selbe wahr?

Kannst du erklären, was du als Würde wahrnimmst?

Bei mir entsteht eine Art Echo, wenn ich einem Menschen in seiner Würde begegne.
Die Würde des anderen spiegelt sich in meiner.
Dadurch dass ich ihn würdige ist in mir berührt, wie ich in meiner Würde stehe.

Das fordert eine besondere Aufmerksamkeit - und dann entsteht etwas.

Aber was?



was?





was denn?






Liebe?


ja, Liebe.



...näher ist das erstmal nicht zu beschreiben.

Es ist eine bestimmte Art von Liebe.
Vielleicht für jeden Menschen eine.
Es sind verschiedene Arten von Liebe.


An der Würde erkenne ich Wert
Liebenswert
Durch liebevolle Aufmerksamkeit entdecke ich würdevolles an den Menschen.

Würde ohne Liebe Würde sein?
Liebe ohne Würde?

- was war zuerst da das Huhn oder -

alles eins

wunderschön - - langweilig

alles einerlei?

nein!

ich mag das Wort "Würde" auch gar nicht so sehr.
es klingt doof - manchmal.
Was ich an diesem Wort mag, ist seine Verwandtschaft mit dem Werden.

Würde:
Werden in der Möglichkeitsform

ich liebe dich nicht nur, weil du bist wie du bist, sondern weil du werden kannst wie du wirst!


"Denn das ist wiederum die Ausgangsposition für die Freiheit: ohne dieses Liebesprinzip, ohne das wirkliche Eintauchen des ganzen Lebens in diese Fragestellung - denn das ist ja die Liebe -, ohne das nämlich ist die Freiheit letztendlich auch nicht möglich." (Johannes Stüttgen in STIFTUNGSGESPRÄCHE)

Montag, 10. März 2008

Tatsächlich



Während die Bösen aus der Geschäftswelt denken, dass sie über sämtliche Interessen der Irren von Challiot hinweg gehen, steigen sie in ihr Verderben hinab.


Tatsächlich!

vor allem die zweite Aufführung hat diese erste Besetzung, die eine Generalprobe zum Schreien veranstaltet hat, richtig gut gemeistert!

Dienstag, 4. März 2008

Generalprobe

heute, bei der Generalprobe der ersten Besetzung hätte ich am liebsten mit Gegenständen geschmissen und geschrieen!

natürlich sollen Aufführungen nach schlechten Generalproben gut sein, aber ich kann mir leider gerade gar nicht vorstellen, wie diese Besetzung derart gut sein will am Donnerstag, wie sie heute schlecht war!

Leute spielt! Ich werd euch zwar die Daumen drücken, aber ich hab nur zwei und zweifle sehr, dass die reichen!

Samstag, 1. März 2008

Klassenspiele

wenn der Abend kommt und die Proben weiter und weiter gehen, wird meist eine Sammelbestellung an den Dönermann oder die Pizzeria weitergegeben...
dieser riesen Stapel Pizzakartons! Man sollte nicht meinen, dass das etwas besonderes ist, aber an solche Bilder erinnere ich mich, wenn ich an meine Klassenspiele denke. Mit diesen Bildern kommen die Gefühle wieder hoch, die so wichtig waren zu ihrer Zeit und darum ihre Wichtigkeit in den Erinnerungen behalten.
Wenn alle um den Stapel Pizzakartons herumwuseln, drückt sich in der Stimmung im Raum nichts von der Tiefe aus, die ich in solchen Momenten erlebt habe. Aber ich muss doch davon ausgehen, dass sich für manche gerade dieser Moment tief in ihr Leben einbrennt - unauslöschlich - als Bild für den gemeinsamen Einsatz für eine Sache? Als der Moment, in dem die Entscheidung fiel, sich endlich neben den Angebeteten zu setzen und ein Gespräch zu versuchen...
Es scheint vieles so profan und ist vielleicht die Kulisse für große innere Kämpfe, Eroberungen.

Oberflächlich ist nichts los, kein Lüftchen weht.
Die unruhige See braucht aber nicht zu erstaunen.
Tiefe Wasser müssen nicht still sein.

Donnerstag, 28. Februar 2008

schon wieder die Irren



Akt 2 Szene 3

...

CONSTANCE (erschleicht sich wiederholt ein Stück Kuchen, was AURELIE eigentlich ihrer Erscheinung von Constances Schwester anbieten wollte. Mit dem dritten Stück Kuchen hat sie sich noch nicht wieder gesetzt, als...)

AURELIE (plant, alle Bösen in ihrem Keller für immer verschwinden zu lassen, will aber zuvor das Einverständniss ihrer Freundinnen einholen) Sie sind schuldig, ich schwöre es!

JOSEFINE Aurelie, jeder Angeklagte hat das Recht, sich zu verteidigen. Du riskierst also nichts.

AURELIE ich möchte sie nicht warnen! (...als sie Constance den Kuchen ins Gesicht reibt; sie schreit, sobald sie wieder Luft holen konnte. Das erschreckt Gabrielle, die an der Tür lauschte, sosehr, dass sie auch schreit.) Der geringste Verdacht, und sie verschwinden auf Nimmerwiedersehen!

JOSEFINE (unbeeindruckt von dem Geschrei) Bestelle einen Pflichtverteidiger. Er soll in ihrer Abwesenheit sprechen. Wenn er dich nicht überzeugt, verurteilesie in Abwesenheit!

...

mein Improvisationskuchen, mit möglichst viel Quark in der Creme, weil die liebe Constance ihren Teint vor Sahne geschützt wissen wollte, war mit Pfirsichen garniert und mit Vanillepudding stabilisiert. Ich habe ihn mehr gebaut, als gebacken: für einen Kuchen, der bei jemandem im Gesicht landet und teilweise kleben bleiben sollte, schien mir Backen wenig geeignet und zu aufwendig. Der Bisquit-boden war vom Bäcker.
Dieser Kuchen war nur in sofern von meiner Art, als dass keine Gelantine drin war, hat in der Szene auch ganz gut funktioniert, aber so verführerisch gerochen, dass die Zweitbesetzung der Constance kaum erwarten konnte, die Szene auch zu spielen. Gabrielle änderte ihr Verhalten in der Szene zu Gunsten eines Stück Kuchens und Aurelie fiel ab und zu aus der Rolle um nachzuhaken, dass für sie ja auch etwas übrig bleiben sollte.
Die Constancens bastelten sich einen Latz aus einer Plastiktüte und machten so eine gute Figur in der Komödie.

Mittwoch, 27. Februar 2008

Licht



Heute Morgen hat mich die Sonne wachgeküsst... unglaublich, wieviel Lebensfreude bei mir in dem Moment entstehen kann, in dem ich gerade wach bin! Am liebsten sehe ich dann die Sonne und einen lieben Menschen, den ich anlachen kann, dann wird der Tag eigentlich schon gut.
Den Sonnenkuss heute habe ich mir mit Proben und Kulissenbau in den letzten Tagen verdient, was in den letzten zwei Tagen auch richtig Spaß gemacht hat. Die Beleuchtung ist zwar noch nicht fertig eingerichtet, aber daran wurde bis heute zwischen eins und halbzwei in der Nacht gearbeitet.
Jetzt improvisiere ich eine Quarktorte für die "Tortenschlacht" in Szene 2.3., die heute geprobt wird... und weiter gehts!

Dienstag, 26. Februar 2008

grundlos bodenlos?

In letzter Zeit interessieren mich Böden.



Diese Böden sind in verschiedenen Häusern zu finden.








In diesen Häusern sind verschiedene WG´s zu finden






In der ein oder anderen habe ich mich zeitweise befunden





und ansatzweise gefunden und befinde mich teileise noch





grundlos

Sonntag, 24. Februar 2008

Chancen in Mülheim 3


gutes Bild

wir konnten nicht alle Strukturen auflösen - nur die Schulbänke und Stühle waren weitgehend ausgeräumt - und an den übrigen Strukturen suchten eigentlich alle Halt und Stütze - auf dem Boden sitzend, an die Wand gelehnt. Bewegungsangebote wurden nur von Einzelnen oder gar nicht angenommen.


Da bekomme ich Lust, vielleicht sogar mit Eltern, Lehrern und Schülern gemeinsam eine Zukunftswerkstatt zu veranstalten - NACHMITTAGS - auf keinen Fall in der Schule - vielleicht auf freiem Feld...
und VORMITTAGS gäbe es Workshopangebote, in denen man Dinge schaffen kann, die über die Alltagserfahrung hinausgehen: Partnerakrobatik, Jonglage, Contactimprovisation tanzen, Trampolin springen... oder die Strukturen auflösen und vielleicht neu schaffen: Holzhacken, Holzplastik, Mauern einreißen...

Chancen in Mülheim 2

Wie kommt man aus dem Kästchendenken raus?

Dienstag bis Donnerstag waren wir, Jolle, David und ich, also morgens mit der 10. Klasse im Gespräch... richtig in Schwung kam der Austausch dabei erst am Donnerstag. Wahrscheinlich hatten alle beteiligten etwas anderes erwartet: Wir projektverrückten von Yumendo, Idem und captura sind irgendwie nicht selber darauf gekommen, dass das Abitur das Bedeutenste sein kann, auf das ein Schüler zugeht - wir sehen das nun mal anders und hatten uns auf vielfälltige, völlig verschiedene Lebensentwürfe oder auch Statements gefreut. Davon kamen auch ein paar, aber noch nicht am ersten Tag und viel Zeit verging mit der vielfach wiederholten Absichtserklärung, einen möglichst guten Schulabschluss zu machen und Vorschlägen, die oft mehr ein Programm für die ganze Klasse entwarfen, als einem absolut eigenen Bedürfnis Ausdruck zu verleihen.
Vielleicht war es aber gleichzeitig Ausdruck der Wertschätzung der Klassengemeinschaft und des Wunsches nach gesellschaftlicher Anerkennung?

Freiwilligkeit war unsere erste Herausforderung: da saßen uns Leute gegenüber, die in die Schule gekommen waren, wie jeden Tag, nur das heute das gewohnte Programm wegbrach und wir stellten kein neues an diese Stelle. In der Schlussrunde kritisierten einige, dass sie nicht wußten, was wir von ihnen wollten. Wir wußten ja auch nicht konkret, was wir von ihnen wollten, nur insofern, als dass wir hören wollten, was sie wollen. Wir wollten, dass jeder selbst etwas von sich will.
Was würdet ihr gerne ein Jahr lang machen? Was würdet ihr lieber machen, als Reisen, Arbeiten, Studieren, eine Berufsausbildung beginnen, Freiwilligendienst, Zivi, Bund...? Wofür könntet ihr euch gegenseitig, Schulkameraden, Lehrer, Begleiter... 1 Jahr Zeit (oder 2?), Räume, einen Status ("Schüler")... gebrauchen?

Einigen 11. und 12. Klässlern stellten wir verschiedene Freiwilligendienste, Möglichkeiten ins Ausland zu gehen oder sich z.B. mit Theater zu beschäftigen vor und dachten auch an freiere Möglichkeiten, der Orientierung & Beschäftigung zwischen Schulabschluss und Einstieg in Beruf oder Ausbildung: warum nicht alle Freunde und Bekannte besuchen, die irgendwo ausgebildet werden oder studieren, wo es dir auch gefallen könnte und ein paar Tage in ihren Alltag hereinschnuppern?

Montag, 18. Februar 2008

Chancen in Mülheim 1



So früh aufstehen ist grausam! Aber die Zugverbindungen sind so schlecht und die Staus auf der entsprechenden Autobahnstrecke so zuverlässig... also ging es für mich in der letzten Woche meist um 06:14 mit dem Zug los, in dem schon David und Jolle saßen.

Montagmorgen.
Die 10. 11. und 12. Klasse der Mülheimer Waldorfschule sitzen im großen Eurythmiesaal ihrer Schule an die Wände gelehnt auf dem Boden. Eine Lehrerin, bei der einige der Schüler (soweit ich weiß) Sozialkunde haben, erklärt den Grund, warum wir da sind. Sie geht, auch alle anderen Lehrer verlassen den Raum, die Türe schließt hinter ihnen, David ergreift das Wort und unter allen anderen wird es mucksmäuschenstill. Wir versuchen zu dritt darzustellen, mit welchen Intentionen man sich durch ein 12. Schuljahr bewegen kann, wenn es niemand von außen fordern kann und auch nicht abschlussrelevant sein muss. Es ist ruhig, so dass wir reden können, aber wollen uns wirklich alle zuhören?
Wir laden ein nach einer Pause diejenigen ein, die Interesse haben, weiter zu reden und es kommen fast alle wieder.
Ein Schüler schlägt vor, in kleineren Gruppen konkretere Vorstellungen für ein 12. Schuljahr herauszuarbeiten - das geschieht und anschließend stellen zwei dieser Gruppen vor, was sie auch teilweise auf großen Blättern notiert haben. Es zeigt sich, dass der Abschluss und da vor allem das Abitur für die meisten absolute Priorität hat, selbt wenn sie noch nicht wissen, wofür sie eine Hochschulzugangsberechtigung brauchen. Dann ist unsere Zeit vorbei
- seltsam, den Schülern anzubieten, auf etwas, was sie bestimmen, soviel Zeit zu verwenden, wie sie wollen und (da das erst in der Zukunft umsetzbar wird) dann sagen zu müssen "gleich geht der Unterricht weiter".

Samstag, 16. Februar 2008

Klassenspiele



Herne "Oliver Twist"
Hagen "Arsen und Spitzenhäubchen"
Witten "Die Irre von Chaillot"
...

aber wie wäre es, ein Klassenspiel zu schreiben? Die Tragik und die Gags auf die Bühne bringen, die in der Probenzeit oft mit mehr Entusiasmus als die Szenen des Stückes gespielt werden...

zum Beispiel...
...als die eine Besetzung aufführt, sitzt eine andere Besetzung im Publikum. Einer läßt eine Kaugummiblase platzen und mindesten fünf andere reden im Flüsterton oder auch lauter auf ihn ein, nach dem Motto "merkst du nicht, wie sehr das stört?"

...
Regie: "bist du in deiner Rolle?"
Schüler: (genervt) "ja-a!"
Regie: "und warum hat der, den du spielst gerade etwas aus der Tasche genommen und hält es in der Hand?"
Schüler: "er hält nichts in der Hand!"
Regie: "was hälst du denn in der Hand?"
Schüler: "nichts!" (schaut auf seine Hände) "oh!"
(steckt einen kleinen Gegenstand zurück in die Tasche)

...
Szene 1
Ort: Toilettenkabinen, Spiegel über Waschbecken
Miriam: (kämmt sich vor dem Spiegel) seh ich gut aus? bah, nä! ich kann ihm das doch nicht so sagen! ich seh scheiße aus!
Freundin: Quatsch! du siehst doch gut aus!
Miriam: nee, ich seh scheiße aus!
Freundin: boa, Miriam!
Miriam: o.k., o.k. ich sags ihm... jetzt? Wie seh ich aus?

Szene 2
Glastüre an der ein Junge lehnt, mit dem Rücken zum Publikum. Ihm gegenüber Miriam, die immer wieder an ihren Haaren spielt und strahlend (für das Publikum nicht hörbar) erzählt.

Szene 3
Ort: wie 1
aus den Kabinen hört man:
Freundin: Deby, bist du das?
Deby: hmmm... was?
Freundin: Miriam hat mit ihm gesprochen.
Deby: wann? echt?
Freundin: ja, eben. Er hat gesagt, dass er sie auch liebt!
Deby: Scheiße! Hast du Klopapier bei dir?

Montag, 4. Februar 2008

die Irren

Fast die komplette achte Klasse war heute acht Stunden lang für Proben an dem Stück "die Irre von Chaillot" in der Schule, während tausende andere Menschen sich in leichten Kostümen in Regen und Kälte, hilflos "Helau" schreiend, die Hacken abfroren.

Ich leitete anderthalb Stunden Schauspieltraining und eine Stunde Jonglage und saß dann viereinhalb Stunden bei Szenenproben, die noch nicht ohne Texthefte bewältigt werden - diese letzten Stunden waren wirklich anstrengend! Da muss ich mir noch was ausdenken, was das lange Sitzen absolut effektiv macht, oder was ich statt dessen tun könnte.

Sonntag, 3. Februar 2008

schicksallos

ich hab die Aufnahmeprüfung nicht geschafft. Mit dem Feedback kann ich irgendwie nicht viel anfangen, weil mir bestätigt wurde, dass ich gemacht habe, was ich mir vorgenommen hatte. Darin habe ich wahrscheinlich noch nicht ganz meinen Stil gefunden und es ist halt auch nicht das, was im Körpertheater an der Folkwangschule gesucht wird. Für mich ist nicht klar, dass es nicht das ist, was ich auch suche, was den Dozenten dort am Herzen liegt.
Auch dass sie mir sagten, dass sie Fertigkeiten bei mir sehen, hat mich nicht darin bestätigt, dass ich alleine in dieser Richtung weitersuchen sollte. Gerade so ein Zeichen hätte ich mir gewünscht!
Jetzt fühle ich mich wieder "schicksallos". Etwas unangenehm frei und auf der anderen Seite eingeschränkt, weil mir der Zugang zu einem Lernweg verwehrt wird, den ich mir für mich gerade absolut richtig vorstelle, der sich stimmig anfühlte.

Vor Jahren habe ich nach einer ähnlichen Erfahrung gedacht "wenn die Welt von mir nicht will, was ich geben will, dann spiele ich eben das grausame Spiel mit, was die meisten Menschen spielen, strebe nach Geld und Macht und mache es mir damit gemütlich". Diesen Weg habe ich aber nicht mal ein halbes Jahr durchgehalten.

und jetzt?

drei Prüfer sind ja nicht die Welt! Wenn die drei mich nicht wollen - und dabei auch noch sagen, sie hätten mich nicht gesehen - kann es ja sein, dass es viele andere Menschen gibt, die von mir wollen, was ich geben will.

Also mach ich weiter mit der Kunst und schaue noch mal genauer, was das ist, was ich UNBEDINGT geben will.

Montag, 28. Januar 2008

Vorblick



Freitag bewerbe ich mich mit drei pantomimischen Szenen für den Studiengang Pantomime/Körpertheater in Essen.

Dienstag, 22. Januar 2008

3. & 4. Stophe

Als dieses Schiksal des Naso den
Scythen wurde gewahr, da
Zäumten sie reich verzieret und
sattelten gut ihre Rosse.
"Sag uns, der Frauen verstehet so,
Wahres von unseren Müttern!
Laß uns die Lieder der Liebe und
deinen geschätztesten Namen hier;
Wir werden reiten mit dir deiner
Heimat wie Fremde entgegen!"

Reitend den Tiber entlang
begegneten Menschen, mein Wort wohl
verstehend, nicht aber begierig
es von der Liebe zu hören.
Wozu die Redekunst pflegen in
eigenem Namen in diesem mein
Vaterland? Gab es doch Namen
genug, die zu nennen hier wertvoll .
Namenlos sterben, süßer mir
klingt es, als fern meinen Völkern.

F.f.

Freitag, 18. Januar 2008

Hölderlin

Was mich gerade beschäftigt, sind Gedichte... sprachlicher Ausdruck in verdichteter Form, ganz dicht!
...und körperlicher Ausdruck wortlos aber körpersprachlich.

Im Theaterpädagogikstudium sind gerade Exildichter aber auch Nitzsche und Hölderlin dran. Die Exildichter sind oft durch ein schweres Schiksal im 2. Weltkrieg inspiriert, oder sollte ich sagen, gezwungen zu schreiben. Gemeinsamkeiten zu den beiden älteren ist meist eine Verrücktheit.
Als Hölderlin den zweiten, letzteren Teil seines Lebens "geisteskrank" in einem Turmzimmer vebracht, von einer Familie rührend umsorgt, schrieb er auch in Fragmenten, oder notierte Pläne, wie:

" OVIDS RÜCKKEHR NACH ROM

Klima id.n.her.id.n.h.id.
Heimat
Scythen
Rom Tiber Völker
Heroen
Götter "

Hier die ersten zrei Strophen meines Vorschlags, wie ein fertiges Gedicht nach diesem Plan hätte aussehen können:

OVIDS RÜCKKEHR NACH ROM

Hier, ach wie lang schon und kalt die
Verbannung unwirtlich mich enschließt!
Oft wäscht der Regen wohl aus, was
lieb mir und Treue gewesen.
Doch auch die Tränen um Freundes
Ferne er birget zerrinnend.
Eisige Winde, sie reißen das
Wort von den Lippen noch eh ein
Verständiger hören es mag während
Wolken das Herz auch verdunkeln.

Herrlich! Wie war in der Heimat mein
Haus voller Freunde und Gönner mein
Garten voll Sonne und Blumen
gedeihen viel prächtiger bunter!
Seltener waren doch Tränen und
fort von der Wange sie küsste die Liebste.
Dort im Gespräch ward Geschichte
bewegt, so ich konnte sie fassen,
Worte entschieden den Streit wie sie
Sinn in den Dingen wohl fanden.


Fortsetzung folgt

Sonntag, 6. Januar 2008

Silvester, oder wie das neue Jahr nach Hugoldsdorf kam

Das neue Jahr war der letzte Besucher, der über die vergangenen Tage in Hugoldsdorf eintraf. Vorher waren schon rund 45 Menschen zusammengekommen, um zu feiern, zu arbeiten, zu reden...
Gemeinsam wurden die Schlafräume und zwei Aufenthaltsräume hergerichtet, Feuerholz und ein Buffet vorbereitet.
Gegen 18:00 traf sich die ganze große Runde, um auf das zurückzuschauen, was in den letzten Monaten im Gutshaus und drumherum entstanden ist. Dabei standen nicht so sehr die praktischen Errungenschaften im Vordergrund, sondern Maria, Friedel und Flo erzählten, wie sie arbeiten.

Ich hatte auf einmal die Idee, richtig viel Wein zu trinken, weil eigentlich nur Menschen um mich herum waren, denen ich vertrauen kann und die mich gerade an diesem Abend spüren ließen... ja, was eigentlich?... meinen Wert, meine Würde, mein Potenzial?
Dann tauchten die Kinder und Jugendlichen auf, die ich schon von früheren Besuchen kannte und ich hatte keine Lust mehr auf meinen Wein und keine Ruhe mehr für ein Gespräch mit Benjamin (was trotz allem ein bisschen schade bleibt). Wir probierten ein paar Pyramiden aus, und es war schön, ein Mädchen und ihre Eltern stolz zu sehen, nachdem ihr so einiges akrobatisches auf Anhieb gelungen war!
Wir tanzten bis das alte Jahr zu Ende war. Die Kleinste auf der Tanzfläche schaute sich alles mögliche von Katha und mir ab. Es machte extrem Spaß und ich finde es immer wieder schade, dass viele es nicht einfach genießen können zu tanzen, sondern erst mit Alkohol locker genug werden... und rauchen auf der Tanzfläche ist richtig ätzend! Im neuen Jahr ging die Luft schneller zu neige, als meine Lust zu Tanzen.


Um 00:00 gab es Sekt auf der Tischtennisplatte und drumherum umarmte und beglückwünschte man sich zum neuen Jahr. Ein paar Väter ließen vor dem Eingang Raketen hochgehen und ich kann jetzt gar nicht mehr sagen, was mich von meiner üblichen Melancholie abgelenkt hat... ich kann nur sagen, dass ich nicht die einzige war, der es so ging: das Gefühl, dass etwas Altes abgeschlossen, etwas Neues angefangen hatte, war kaum präsent. Vielleicht lag es daran, dass der Rückblick am Silvestertag auf die captura-Arbeit der letzten Monate und das Projekt in Hugoldsdorf für viele schon etwas neues war?

Im Schloss ist einfach greifbarer, dass ein neuer Tag beginnt, als welches Datum man ihm zuschreibt.