Mittwoch, 19. Dezember 2007

nie wieder Paradies?

Die Weihnachtsspiele haben mich in diesem Jahr sehr beeindruckt.
In der letzten Nacht habe ich wieder davon geträumt: Gabi, mit dem ich das Theaterpädagogikstudium begonnen habe, führte Regie für das Paradeisspiel und ich war wieder Eva.
Seid dem ich heute Morgen aufgewacht bin, sind einige Gedanken wieder da, die mich begleiten, seitdem ich wieder in Witten bin und dazu haben sich einige von denen gesellt, die wir uns im Kurs in der Vorbereitung auf das Paradeisspiel machten.
Damals war es mir so klar: nie wieder Paradies! Ich sah keine Entwicklungschancen im immerguten, immerschönen Eins. Da, es ist erst ein Jahr her, habe ich mich gegen die Rolle der Eva gewehrt. In meinem Traum letzte Nacht war ich freiwillig Eva, obwohl ich mich erinnern konnte, wie schwer es mir gefallen war.

Bin ich bereit, wieder ins Paradies zu gehen? Sehe ich da wirklich Entwicklungschancen? Oder will ich vor der Hölle fliehen, in der ich andere Menschen wieder zunehmend erlebe?


Sankt Sylvester in Michael Endes satanarchäolügenialkohöllischem Wunschpunsch sagt: "...ach ja, das Böse, ich erinnere mich... Was ist eigentlich das Böse und warum muss es in der Welt sein? Wir disputieren bisweilen darüber, dort oben, aber es ist wahrhaftig ein großes Rätsel, sogar für unsereins." Seine Augen nahmen einen abwesenden Ausdruck an. "Wißt ihr, meine kleinen Freunde, von der Ewigkeit her gesehen nimmt es sich oftmals ganz anders aus, als im Reiche der Zeit. Da sieht man, daß es eigentlich letzten Endes immer dem Guten dienen muß. Es ist sozusagen ein Widerspruch in sich selbst. Immer strebt es nach der Macht über das Gute, aber es kann ja ohne das Gute nicht sein, und würde es je die vollständige Macht erlangen, so müßte es gerade das zerstören, worüber es Macht zu haben begehrt. Darum, meine Lieben, kann es nur dauern, solange es unvollständig ist. Wäre es ganz, dann würde es sich selbst aufheben. Darum hat es eben keinen Platz in der Ewigkeit. Ewig ist nur das Gute, denn es enthält sich selbst ohne Widerspruch..."
Vielleicht ist es eine kindliche Logik, mit der Sankt Sylvester argumentiert? Seine Worte beruhigen mich nicht mehr so vollkommen, wie bei der ersten Begegnung mit ihnen. Die Ewigkeit enthält ja fast unendlich viel Zeit und da kann das ganze Reich der Zeit zum Teufel gehen.

Die Hölle, in der ich andere Menschen erlebe und in der ich selber mit einem Fuß stehe ist oft gerade das, was ich vor einem Jahr dem Paradies zugeschrieben hätte: Die Blockade von Entwicklung. Das verdammt sein in Umstände, die einen von einem gewünschten Lebensweg ausschließen, oder schon den Blick darauf verstellen.
Jetzt wäre es das Paradies für mich, genug Zeit und Raum zu haben; die Menschen zu haben, mit denen ich lernen kann. Sonnenschein und Lachen ist zusammen mit Offenheit und Ehrlichkeit kein "Friede, Freude, Eierkuchen"! Die Widerstände, an denen man sich schleifen kann liegen dabei in der eigenen Persönlichkeit und gleichzeitig sind sie nicht der Kern, das was mich aus macht, so dass ich bei dieser Entwicklung keine Angst haben brauche, mich von mir selbst zu entfernen, wenn ich etwas aus meiner Persönlichkeit löse.

...und trotzdem gehört das Böse irgendwie zu mir...

Samstag, 15. Dezember 2007

Rückblicke


Isabella kam zum Tag der offenen Tür an die Scuola Teatro Dimitri, reiste aber schon am Abend vorher an und erst eine Woche später wieder ab. Wir hatten eine schöne Zeit zusammen. Hier sitzt sie am Lago Maggiore, als wir zusammen in Locarno waren.



Sie war gerade da, als ich eine neue Art entdeckte, mich zu öffnen, ganz da zu sein. Es war schön auf diesem Stück Weg eine Freundin zu haben! Ich glaube wir haben uns gemeinsam "Himmel über Berlin" angeschaut, und sie erzählte vom Zirkus... das hat irgendeine Sehnsucht in mir angesprochen... wahrscheinlich die Sehnsucht, unterwegs zu sein... wäre das eine Art für mich zu leben?... tatsächlich bin ich mehr bei bestimmten Menschen, als an bestimmten Orten zu Hause...



Isabella hat im Zirkus Ubuntu schon vor ein paar Jahren unter anderem Partnerakrobatik gemacht und hier mit Florian geübt.



Mit Isabella habe ich Caci´s entdeckt, bevor sie reif waren und inzwischen weiß ich auch, wie sie schmecken.



Als ich krank war, ging ich unendlich langsam spatzieren. Ich war überzeugt davon, dass der Herbst schon irgendwohin ein wunderschönes rot gezaubert haben müsste und wollte erst heimgehen, wenn ich es gefunden hätte. Das Foto gibt nicht ganz wieder, was ich sah.



Ob wohl ich noch nicht wieder richtig fut war, machte ich mich auf den Weg zu einer Geburtstagsfeier und traf Celin und Tila...



Celin, Französin und Tila aus der französischen Schweiz, wie Clara, die 19 wurde...ich bin immer wieder auf Festen gelandet, auf denen haupsächlich Französisch gesprochen wurde. Französisch ist jetzt für mich eine Sprache zum Singen, Feiern, Frölichsein und Träumen!... und natürlich eine Sprache, von der ich kaum ein Wort verstehe.



Im Pantomimeunterricht machte ich eine Improvisation mit Kamera... ganz verstehe ich es immer noch nicht, warum dieser Platz nicht mehr für mich frei ist.



Die erste Freundin, die ich in Deutschland wiedergetroffen habe, kommt aus China. Wir haben Min auf dem Heimweg besucht und uns lange über Berufe unterhalten: Sie könnte nie Schauspiel machen, sagte sie. Ich könnte nie so viel Büroarbeit für den Einkauf eines Textilunternehmens machen, sagte ich.

Donnerstag, 6. Dezember 2007

Begegnungen

Eine Frau im Regen und im Wind auf Krücken. Ich bewundete sie, weil sie sich so entschieden vorankämpfte. Ich hätte ihr gerne gratuliert, sah dass sie auch noch mit ihrer Regenhaube zu kämpfen hatte, aber kaum ihre Hand frei bekam, ohne eine Krüke fallen zu lassen. Ich bot ihr an kurz die Krüke zu halten, damit sie die Regenhaube neu binden kann...

Die Eltern von einem Freund, mit dem ich mal eine Jugendfreizeit betreut habe... ich bin zufällig da gelandet und dann haben wir bestimmt eine Stunde gequatscht...

Eine dunkle Sporthalle, von der ich gerne den Schlüssel hätte... daneben schließt ein Mann ein anderes Gebäude ab. Ich frage ihn nach dem Zuständigen für die Sporthalle und ob er gerade das Christgeburtsspiel geprobt hat (er hielt einen knorrigen Wnderstock)...

...in solchen Begegnungen hätte ich mich noch vor zwei Monaten nicht so wohl gefühlt.
Ich glaube, ich bin weitergekommen in meiner Ausbildung zum Schauspieler, ein Beruf, von dem Eugenio Barba schrieb, dass "er darin besteht, Kommunikation mit Menschen herbeizuführen und die Verantwortung für das zu übernehmen, was du freilegst."
In diesem Sinne sind nicht nur die Theaterpädagogen unter den captura-Leuten irgendwie Schauspieler, oder Maria?



Das ist ein Kanadier, der in Locarno einen Teeladen hat. Ich habe Teeläden ja schon immer geliebt, aber das war mein Lieblingsladen, weil dieser Mann genau wußte, wie es ist, Ausländer zu sein und mit mir (wie mit den meisten Kunden) das Gespräch gesucht hat. Er gehört so irgendwie auch zu den Menschen, die mich in der Schauspielkunst ausgebildet haben.

Samstag, 24. November 2007

bis bald


ich kann nicht an der Scuola Teatro Dimitri bleiben, habe heute von den meisten Lehrern aber ein ermutigendes Feedback bekommen, freue mich auf Möglichkeiten, die sich dadurch wieder auftun und besonders darauf, viele von euch wiederzusehen!

bis bald,
Anna

Dienstag, 9. Oktober 2007

Nebeneinander


Auf der Geburtstagsfeier von David und Francesca aus Italien gab es gutes Essen, gute Gespräche, gute Gelegenheiten zum Tanzen... irgendwann... Flurin trommelte, Tila sang und ich fand mich allein auf der Tanzfläche wieder und hörte, dass die Menschen, die um mich herumstanden in den Gesang einstimmten, als wollten sie mir zeigen, wie ich tanzen sollte... auf nackten Füssen, neben einem zerbrochenen Glas.
Es erforderte keinen Mut die Aufmerksamkeit so vieler Menschen auszuhalten. Hätte ich die Situation kommen sehen und Angst davor gehabt, wäre Mut nötig gewesen, um dort zu tanzen... aber ich tanzte weiter und es blieb eine Leichtigkeit in mir, als ich mich so in der Situation wiederfand.



Das ist mein einziges Steinmännchen mit Namen. Es heißt "an den Herbst".

Einmal kam ich an den Fluss, um wieder ein Steinmännchen zu bauen und da war das ganze Ufer voll von kleinen Türmen, Bögen und Bauten aus Steinen. Eine Familie, Mutter, Vater und zwei kleine Mädchen bauten noch weitere. Ich fragte, ob sie das alles gebaut hätten, nein, und sie wären überhaupt zum ersten mal auf diese Idee gekommen. Der Vater baute ziemlich gewagte Steinmännchen - so wie ich sie auch baue: mit möglichst aufrechten Steinen und einem labilen Gleichgewicht, nichts für die Ewigkeit, aber wie eine kurzzeitige Überwindung der Schwerkraft. Die Mutter erzählte, dass sie neben einem Atomkraftwerk wohnen, dass sie sich dort sicherer fühlt, als in den Bergen, wo die Klimaveränderung Erdrutsche immer wahrscheinlicher macht. Das Atomkraftwerk und eine atomare Forschungsstelle seien die größten Arbeitgeber in der Gegend und deshalb habe keiner etwas dagegen, obwohl ihr klar sei, das da nicht umweltschonend und nachhaltig Energie gewonnen werde und was solle aus den Arbeitern werden, wenn die Uranvorräte zur Neige gehen? Ihr Mann wäre nicht betroffen, er ist Schädlingsbekämpfer.
Es war ein Nebeneinander, vor Ansichten, Lebensmotiven, die ich nie nebeneinander vermutet hätte.



Es stand für mich zum ersten mal ein Weg fest, den ich bereitwillig über Jahre verfolgt hätte, mit Menschen, die mir so wichtig sind, wie ich es vorher nicht erlebt habe, mit einer Idee, einer Aufgabe, die durch captura für mich geifbar war... und jetzt sind hier Menschen, die genauso wichtig für mich werden könnten, mit denen gemeinsam sich vielleicht auch noch andere Aufgaben zeigen? Oder führt mein Weg sicher zu captura und ich nehme sie mit? Ich will sie auf jeden Fall einladen! Im Moment bin ich halb bei den Menschen, die ich schon kenne und halb bei denen, die ich hier kennenlerne. Ich würde ihre Welten so gerne verbinden, um wieder ganz zu sein... das Nebeneinander ist schwer zu ertragen.

...vielleicht steht es auch erstmal an, ganz hier zu sein, ganz jetzt...

Freitag, 5. Oktober 2007

überblick

Am 3. Oktober war ich genau einen Monat hier. Ich fand, dass es Zeit war, sich mal einen überblick zu verschaffen und machte einen Spatziergang bei Verscio den Berg hoch zur Kapelle St. Anna.
Ich habe mich ein bisschen verlaufen und dadurch einen wunderschönen Aussichtspunkt gefunden.

Ich konnte Verscio sehen; alle Gebäude, in denen ich Unterricht habe, ich konnte von oben meinen kürzesten "Schulweg" ausmachen...


...und als ich unversehens bei einem alten Mann im Garten stand und ihn fragte, wie ich zur Kapelle käme, kletterte er mit mir durch seinen Garten, wies in den Wald dahinter und sagte, das sei der kürzeste Weg.
Auf diesem Weg habe ich dann massenhaft Esskastanien gefunden, was ein Glück war, weil ich ziemlich Hunger hatte.
Die grössten Kastanien gibt es an der Kapelle selber und mir wurde immer wieder erzählt, dass es ein besonderer Ort ist.

Was habe ich bis jetzt gelernt?
... viele, viele Bewegungsabläufe, die meisten rhythmisch und kaum etwas so, dass ich es jetzt schon richtig kann... ich habe nicht gelernt, wie man bestimmte Ziele erreicht, sondern welche Wege man auch gehen kann... und weitergehen muss, um irgendwo anzukommen.
In letzter Zeit haben wir sooo viele Hausaufgaben auf, dass ich mir nicht wirklich in Ruhe einen überblick verschaffen konnte und aufpassen muss, nicht krank zu werden (oder erstmal richtig gesund zu weden) - andererseits sind es so wenige Hausaufgaben, dass ich das Wort noch nicht auf italienisch kenne ;)

Montag, 1. Oktober 2007

Fremd sein

Jetzt bin ich seit einem Monat hier und da fällt mir ein, dass ich hier fremd bin?
Nein, es ist mir wieder einmal aufgefallen. Es hätte mir genauso gut in Deutschland auffallen können – und ist es auch schon.
Vor drei Jahren habe ich noch keinen Ort gebraucht, an den ich mich zurückziehen kann – oder ich habe noch nicht gemerkt, dass ich ihn brauche... hier habe ich mir einen solchen Raum schon geschaffen (er hat noch eine offene Seite, aber funktioniert recht gut). Bin ich hier zu Hause? Irgendwie bin ich es und gleichzeitig bleibe ich fremd...

Ich werde wohl 11 Jahre alt gewesen sein, als ich zum ersten Mal alleine über mehrere Tage in Ferien fuhr, auf ein „Mädchenlager“ und ich hatte natürlich auch Heimweh. In dem Haus, in dem wir untergebracht waren, gab es auch eine Bühne, richtig mit roten Vorhängen, mehreren Aufgängen, Licht... Auf der suche nach einem Platz, um mein Heimweh auszuheulen landete ich auf dieser Bühne. Der Vorhang war geschlossen, das Licht dämmrig. Ich wanderte mit meinen Tränen im Hintergrund zwischen den schwarzen Vorhängen, aber es tat nicht mehr so weh, das Heimweh. Es war kein Gefühl mehr, was nicht in die Situation passte. Es schmerzte ein wenig süßer, die Situation war neutral oder sogar allzu bereit für jegliches Gefühl. Mitten auf der Bühne standen ein Tisch und ein Stuhl. Ich betrat die Szenerie und spielte, nach Hause zu kommen, setzte mich an den Tisch und ...war zu Hause.
Seit dem habe ich mich manchmal auf leeren Bühnen verkrochen, aus einer Situation kommend, in der ich mir zu fremd war.
Hier ist die Bühne selten mit Sicherheit für eine Weile leer. Es gibt aber die Aula Grande, in der eine Bühnensituation genutzt werden kann. Dort saß vor ein paar Tagen ein Mädchen in schwarz, schwarz, schwarz. Irgendwie wollte ich sie trösten, bevor ich sah, dass sie weinte. Sie hatte in den vergangenen Nächten zuviel geträumt. Manchmal hat man das Gefühl, zu wenig geschlafen zu haben, wenn man so intensiv träumt. Und Träume – selbst wenn es die eigenen sind – können einem so fremd sein! ...einen in eine andere Welt entführen – wie das Theater?

Gestern hatte ich das erste richtige Gespräch, was über einen Informationsaustausch, den Versuch, eine Begegnungsmöglichkeit zu schaffen, über eine kurze Begegnung, hinausging. (Während ich das schreibe, fällt mir ein anderes Gespräch ein, was noch davor liegt, ich hatte mich auch schon gewundert, dass ich fast einen Monat ohne Gespräch überlebe.) Es ging darum, warum Lea Theater machen will. Ein Grund war, um Leute aufzuwecken, auf etwas aufmerksam zu machen, vielleicht zu schockieren.
Dann haben wir uns gemeinsam ein Tanztheater angeschaut. Es war wie ein Traum. Und das meine ich nicht so romantisch, wie es vielleicht erstmal klingt, es war auch brutal, wie meine Träume auch. Es hat mich nicht aufgeweckt, sondern es hat mich wach träumen lassen. Darin habe ich eine Qualität erlebt, die ich noch nicht beschreiben kann. Ich denke jetzt: Theater kann aufwecken, es kann aber auch Träume vor das wache Auge, das volle Bewusstsein stellen.
Es wurde Französisch gesprochen in diesem Stück – ich habe nur eins verstanden: absolute Liebe. Aber was ich verstanden habe, oder besser, was sich als klar, logisch, stimmig gezeigt hat, waren die Bewegungen der Tänzerinnen. Es waren Bewegungen, die wie direkt einer Emotion folgten, als würde der Körper keinen Widerstand leisten. Ich erlebe in den Unterrichten und auch gerade jetzt, weil ich erkältet bin, wie der Körper Widerstand leistet, wenn ich etwas mache, wie ich nicht an die Vorstellung einer Form, eines Gefühls, herankomme in der Verkörperung. Ebenso komme ich mit der Vorstellung oft nicht sofort an die Verkörperung mancher „einfacher“ Dinge heran.
Wer das nicht nachvollziehen kann, dem empfehle ich, sich entspannt, reglos auf den Rücken zu legen, sich vorzustellen, wie durchs Zimmer zu gehen, dann aufzustehen, und zu tun, was man sich gerade vorgestellt hat. Hierbei können beide Schwierigkeiten wirken: zuerst stellt man sich eine Tätigkeit vor, dann führt man diese Vorstellung wieder körperlich aus... Nachdem ich diese Übung einmal gemacht hatte, fragte ich mich, wer denn im Allgemeinen meinen Körper bewegt, weil ich es offensichtlich ziemlich unbeholfen tat. Obwohl ich das Gehen dann schon beim nächsten Versuch gelernt habe, bleibt die Irritation: wie kann mir die Bewegung eines fremden Körpers so klar sein und die des eigenen so fremd?


Und dann die Sprache...
Irgendwie liegt es mir nahe, einen Unterschied zu machen zwischen Gesprächsqualität und Begegnungsqualität... begegnen kann man sich ohne Sprache und eine wirkliche Begegnung macht ein Gespräch erst wertvoll, aber auch eine Begegnung wird wertvoll (nicht wertvoller, aber voll anderem Wert) durch Gespräch. Eine sprachlose Begegnung reicht, um das Vertrauen zu schaffen, sich in einer Akrobatik aufeinander zu verlassen. Aber kann ich einem Menschen als Menschen vertrauen, ohne mich ihm in einem Gespräch genähert zu haben? Es gibt zwar so klare, intensive, wortlose Begegnungen, in der man den anderen als Mensch erkennt (ich kenne sie nicht ohne Liebe), aber in meiner jetzigen Situation spüre ich zwischenmenschliches Vertrauen da wachsen, wo Gespräch möglich war. Da wird die Fremdheit von einem Verbindungsfaden durchzogen und dass geht sogar in einer „Fremd“sprache, Englisch - auf Italienisch aber noch nicht.

Manche Dozentinnen hier weigern sich standhaft z.B. „Standbein“ mit einer fremdsprachigen Bezeichnung zu belegen, oder und auf Italienisch aufzufordern, uns zu entspannen „rilassarsi“. Und als ich ausprobiert habe, was meine Muskeln machen, wenn ich sie mit den verschiedenen gesprochenen Befehlen locker lasse, spüre ich auch einen Unterschied. Den Versuch habe ich gemacht, nachdem ich träumte, dass die maestra di danza sagte, „ich sage „relax“, weil ich will, dass ihr genau das tut - und nicht das, was ihr tut, wenn ich euch die Übersetzung sage.“
Es ist schon witzig, wie man gleichzeitig etwas Neues lernt und neue Worte lernt... was sind z.B. „ischi“? heißen die Dinger Gesäßknochen auf deutsch? Also wer mehr kann, kann oft auch mehr sagen und wer mehr versteht, kann mehr lernen... nur mit dem Verstehen lernen tue ich mich soo schwer! Weil Verstehen im Groben und Ganzen ziemlich einfach ist, aber die nächste Herausforderung ist die Sprache bis dann erst ihre Feinheiten zu beherrschen. Und sie verspricht keinen schnellen Erfolg. Im Alltag (bei der Post, mit meiner Vermieterin...) reicht mein Italienisch. Weil meine Ansprüche gering sind. Ruhe ich mich da auf meinem Ausländerausweis aus?
Es ist etwas anderes, fremd zu sein, als Ausländer zu sein. Eigentlich hatte ich mich darauf gefreut, Ausländer zu werden... aber als dann dieser hässlich graue, verplastikte Amtsfoddel mit einer Rechnung, für die ich auch zehn Tage lecker hätte essen können dalag, fühlte ich mich nicht fremd, nicht eigen, nicht herausgefordert, mein Anderssein und das der anderen Menschen hier zu erforschen und in Begegnung zu bringen – ich fühlte mich so gepackt, wie meine Vergangenheit mich hatte werden lassen und in einer Schublade ad acta gelegt. Punkt - ohne Zukunft. Diese Eindrücke waren nicht stark, sie drangen kaum bis in mein Bewusstsein vor, aber sie vergraulten meine Motivation, mich einzubringen einerseits und (sprachlich) anzupassen andererseits. Und erst seit dem ich mir darüber im Klaren bin, lässt sich diese Motivation wieder locken.
Ausländer... vielleicht ist einfach das deutsche Wort schlimm. Es weist einen auf ein Land außerhalb dessen zurück, in dem man sich befindet, entfernt einen damit von einem selbst und der aktuellen Umgebung... Vielleicht bin ich lieber straniera, dadurch bin ich Fremde, wie Ausländerin es klingt das Seltsame hindurch, es klingt nicht so flach, es passt mehr in dieses Land und sogar mehr zu mir. Dann ist mein „Ausländerausweis“ auch jetzt zum letzten Mal so bezeichnet worden, jetzt ist es so was, wie mein Textbuch: libretto per stranieri – viel kann ich nicht reinschreiben – dann muss ich es wohl doch auswendig lernen...



ich bin fremd und will auch fremd bleiben aber – sono strana.

P.S. wer sich in deutschland mit Ausländerpolitik beschäftigt, sollte sich mal mit dem Fremdsein befassen (ist viel spannender) und Politik für Ausländer den Politikern im Ausland überlassen.

P.P.S. ich wollte noch mehr über das Theater und das Fremd sein schreiben, auch weil Eugenio Barba in "Jenseits der schwimmenden Inseln" Interessantes dazu schrieb, aber ich habe das Buch nicht mit in die Fremde genommen...

Donnerstag, 27. September 2007

Staunen

Anfang der Woche habe ich noch Leute getroffen, die Baden gingen...
heute Morgen lag schon Schnee auf den Gipfeln
!

Mittwoch, 26. September 2007

... und klarer



pudelnass bin ich gestern nach Haus gekommen...


hier sind einige Dozenten auch einfach Menschen mit ihren Schwächen. Ein Jahrgang beschwert sich beim Vertrauenslehrer über einen Unterricht, ein anderer Jahrgang (wir) bekommt den Unmut des Dozenten ab, der dann im Kollegium zur Rede gestellt wurde... Ich sehe, dass ein Dozent eher versuchen müsste, sich selbst zu helfen, als uns, aber wem sage ich das? ...wir haben noch keinen Vertrauenslehrer, sollen uns statt dessen an den Direktor wenden, aber das ist ausgerechnet die Person, die wir am seltensten sehen, so das ich noch keinen Bezug zu ihm habe.
Zum Ausgleich fangen wir an, uns gegenseitig zu helfen, zu korrigieren... ich hoffe das geht weiter! Ich konnte durch die Tipps meiner Mitstudenten einiges für den Handstand lernen und heute die Judorolle vorwärts an zwei andere weitergeben...

In anderthalb Stunden freiem Studium haben wir gerade Tanz und Akrobatik geübt und uns vorher richtig gründlich aufgewärmt - das war gut! - denn es ist kalt!

...was mir viel zu langsam klarer wird, ist die Italienische Sprache...

Dienstag, 25. September 2007

was blass wird... und was klar wird

die Birken am Fluss bekommen gelbe Blätter... als ich gestern heim fuhr, stand der Mond fast voll am Himmel und bis heute Morgen noch hüllten sich die Berge in blaue Nebel...

In Pantomime sollen wir schon einen Schneemann darstellen, der schmilzt - das ist wirklich noch ein bischen zu früh!... aber die Zeit vergeht, bald bin ich einen Monat lang hier und vielleicht sollen es nur drei werden? ...oder drei Jahre?

Heute ist in Rhythmus zum ersten mal jemand aus dem Unterricht geflogen, weil er seine Hausaufgaben nicht gut genug gemacht hatte. In Tanz habe ich den (schon lange berüchtigten) Hamstring-Muskel gespürt.

In Akrobatik bin ich ein bisschen mutiger geworden und schon hab ich blaue Flecken - unterm Nacken! Ich hoffe, dass sich das auszahlt und ich bald ein bischen mehr kann als Rat und Rolle, weil der Lehrer schon von einer Präsentation redet und mit uns die Rahmenbedingungen probiert...


Noch was neues: heute werde ich wohl im Regen heimfahren

Montag, 24. September 2007


ich habe den Freitagabend etwas skeptisch begonnen... mit einer Improvisation als Reisegruppe.


die Feuershow hat mich so sehr überzeugt, dass ich nach dem Einzug vergass, Fotos zu machen.


hier fanden kleine Showeinlagen statt: Singen, Trapezkünste, Band...

Sonntag, 23. September 2007

Das wars dann auch

Freitagabend habe ich immer mal wieder an euch gedacht, viel getanzt, auf dem Heimweg noch zwei Leuten von euch und Hugoldsdorf erzählt... um 5:00 Uhr war ich dann zu Hause.

Das Fest in Verscio sollte die Scuola Teatro Dimitri den Menschen im Dorf näher bringen und an einigen Stellen hat das sicher funktioniert, aber ich hatte doch den Eindruck, grundsätzlich kommt man nicht zusammen, weil die "Künstler" mehr bemüht sind, sich von ihrer besten Seite zu zeigen, als die "Dorfbevölkerung" wahrzunehmen, wie sie ist, ohne auch schon mit Kritik anzusetzen.
Mir wurde ein romantischer kleiner Innenhof für das Kinderschminken zur Verfügung gestellt und ich begann mit Lea aus dem dritten Jahr zu dekorieren... wir unterbrachen unsere Arbeit um Mittagessen zu gehen. Der Sportverein von Verscio hatte die Verpflegung mit Minestrone, Grillage und Rissotto auf dem Dorfplatz organisiert. Dort waren auch ein Getränkestand und viele Bierzeltgarnituren aufgestellt. Ein schnulziger Alleinunterhalter machte Musik und hier war das Leben! Das Leben eines Volksfestes. Eigentlich nicht mein Geschmack, aber sehr herzlich.
Ich beschloss dann mit Lea, dass wir uns ganz schlicht in einer Ecke des Dorfplatzes einrichten würden. So brauchten die Menschen nicht zu uns zu kommen (was sie ja immer können, wenn Aufführungen, Tag der offenen Tür ... im Teatro oder in der Scuola sind), sondern wir kamen zu ihnen.

Schon als wir aufbauten kamen die ersten Kinder. Ich setzte mich auf ein Kissen und auf dem Kissen mir gegenüber nahm in den nächsten 2 1/2 Stunden ein Kind nach dem anderen Platz, wollte Katze, Hase, Biene, Tiger, Prinzessin oder Clown werden und strahlte nach ein paar Minuten und dem Blick in den Spiegel.

Cacà hat Fotos gemacht...



Die schönsten theatralischen Beiträge waren für mich eine poetische kleine Welt, die zwei Mädchen darstellten und eine Szene von drei Jungs, alle aus meiner Klasse.
Jonas spielte einen durchgeknallten kleinen Jungen, der seine Playstation liebt, Shinya und David stellten animierte Figuren aus dem Computergame "Streetfighter" dar, eine asiatische und eine europäische, die sich zunächst im Kampf begegnen. Der Kuss eines "Mädchens aus dem Publikum" besiegt einen. Der durchgeknallte Junge tritt selbst in das Spiel ein und da nutzen seine Figuren die Gelegenheit zur Flucht in die Wirklichkeit. Als sie frei sind, schliessen sich die "Feinde" glücklich als Freunde in die Arme. Die pantomimische Umsetzung war genial! Ich kann immer noch nicht glauben, dass ich die Ehre habe, mit diesen Leuten zusammen zu lernen! ...und ich weiss auch nicht, wie sie es in der kurzen Zeit schaffen konnten etwas auf die Beine zu stellen, was nicht schlechter war, als eine Diplompräsentation, die ich auch hier sah.

Tilla und Celine hatten sich und einen kleinen Innenhof völlig verwandelt. Auf einem Tischchen lagen Gegenstände. Nichts war heil, aber alles irgendwie schön... ein zerbrochenes Glas, eine kaputte Schere, eine welkende Sonnenblume, ein Zigarettenstummel, ein alter BH, eine einzelne Socke, eine löchrige Mütze... einzeln liessen sie die Menschen eintreten und einen Gegenstand wählen. Dann wurde man durch einen schwarzsamtenen Vorhang in ihr "Haus" geführt, indem auf jeden Gegenstand eine andere Geschichte, ein anderes Gedicht folgte, begleitet von musikalisch eingesetzten Küchengeräten, bei Kerzenschein. Tilla verkörperte dabei eine mysteriöse, mütterliche, grosse, weise Frau, Celine einen kindlichen, kleinen Mann, der wohl einmal General war, aber an dem alles beherrschende verstaubt war, die starre Mine blätterte, und ein sanftes Wesen zu Tage trat.
Alle Menschen, mit denen ich über ihre Erfahrung bei den beiden sprach waren tief berührt und irgendwo verschwiegen.



In der letzten Nacht sang meine Pantomimelehrerin Nancy wunderschön - Jazz! Sie ist eine bewundernswerte Frau. Ich hörte ihr nicht lange zu, weil ich soo viel gesessen hatte an diesem Tag, beim Kinderschminken und im Varietè und knapp zwei Stunden stand ich in oranger Weste an der Strasse und wusste nicht, was ich machen sollte, falls tatsächlich mal jemand eine Auskunft auf Italienisch braucht... ich hielt aber doch nochmal eine Weile still, um meine Kollegen in einer Tanzimprovisation zu sehen. Das war schon nach eins.
Dann tanzten wir und es war nochmal viel schöner als am Abend zuvor, obwohl ich zwischendurch nur drei Stunden Schlaf bekommen hatte.

Freitag, 21. September 2007

in festa



Ein Moment der Stille… gerade war er da! Jetzt singt schon wieder jemand hinter mir… Die Scuola Dimitri summt wie ein Bienenstock. Ab heute Abend ist Versoio in festa. Morgen werde ich auf Parkplätze verweisen, ein bisschen seltsam gekleidet, und in Bewegung sein und für drei Stunden das Angebot machen, Kinder in Tieger, Hexen, Prinzessinen, Indianer… und was sie sich sonst noch zu sein wünschen… zu verwandeln. Heute und morgen gibt es noch einiges vorzubereiten und hoffentlich einiges zu sehen!
Ich geniesse die Vorbereitungsstimmung, weil ich in Witten auch einige in dieser Stimmung vermute… ich hoffe, dass ihr nicht zu krank seid mit Halsschmerzen, Grippe… Gute Besserung!!!

Ich würde euch gerne heute alle sehen in Witten…
Aber es ist wie es ist und damit ihr ein bisschen was von mir sehen könnt, wenn ihr wollt, sind hier nochmal ein paar Fotos:

was ich jeden Tag mache: etwas essen, etwas lesen und ein paar Steine aufeinander balancieren…













ein Haufen meiner Kollegen…


der Lago Maggiore und ich…


Donnerstag, 20. September 2007

Vertrauen und Gleichgewicht



gestern haben wir zum ersten mal Partnerakrobatik gemacht. Nach kleinen Zeichnungen von Menschenpyramiden probierten wir zu dritt und zu viert verschiedene zusammenstellungen von Handstand, Kopfstand, Brücke, Stütze, kniend, liegend, hängend (ich merke gerade, dass ich es nicht wirklich beschreiben kann - wir machen mal Fotos!) ...aus.

Als ich die Bildchen sah, dachte ich "was soll das?" aber dann hat es riesig Spass gemacht, dieses Zusammenspiel, bei dem man spührt, wofür man gut ist, gerade so wie man ist (stark, leicht, gelenkig...), wo Dinge gehen, die einem allein nicht möglich sind, wo man sich aufeinander verlässt...

...ich frag mich noch, ob sowas auch für Zuschauer interessant ist, und wenn ja warum? sind es die kitschigen, mehr oder weniger geordneten Zusammenstellungen von menschlichen Körpern oder kommt etwas von dem Vertrauen und Gleichgewicht zwischen diesen Körpern rüber?

Freitag, 14. September 2007

Rhythmus



...einen Tagesrhythmus habe ich für mich hier schon mehr gefunden, als in Witten... vielleicht gibt mir das relativ viel innere Ruhe? ...oder ist es die viele äussere Bewegung, die mich innerlich ruhiger werden lässt? (Wenn mir das eine fehlt, fehlt mir das andere, das merke ich hier auch)

Rhythmus ist hier eines der Hauptfächer. Der Lehrer sagt, alles sei Rhythmus oder habe Rhythmus, wir beschäftigen uns da schon eher mit der Rhythmik.
Um einen Rhythmus aus 16 Takten auswendig zu lernen brauche ich mehrere Stunden an mehreren Tagen!!!
Rhythmus hat ganz viel mir Erinnerung zu tun und schlecht bin ich eigentlich nicht, wenn es ums Erinnern geht: ich erinnere mich an viele Träume, ich kann gut Memorie spielen... aber hier bin ich ungefähr dreimal so langsam, wie jeder andere, mit dem ich mich bisher vergleichen konnte (doch - eine Ausnahme habe ich hier gefunden).
Es ist das schwerste Fach hier für mich und ich mag es trotzdem. Auch wenn es mich mal frustriert. Der Lehrer erzählt viel Interessantes und kann richtig lustig sein. Und ich habe eben das Gefühl, an der Rhythmik kann man fürs Leben lernen, weil eben alles Rhythmus ist:
rhythmisch werden die Takte erst, wenn sie lebendig werden. Da steht ganz klar etwas auf dem Papier, oder es wurde vorgegeben, was wir in welcher Zeit zu tun haben z.B. auf vier Schläge zweimal stampfen, einmal klatschen, dreimal stampfen, zweimal klatschen. Aber es reicht nicht, wenn ich es mache, indem ich mich dem irgendwie, so gut es geht füge, dann bin ich immer zu spät. Erst wenn der Rhythmus in mir lebt, wenn es meine Impulse sind, die ich dazu gebe, wird etwas daraus.
So lerne ich durch die Rhythmik etwas über mich in Bezug zur Welt, zu anderen.
Und ich lerne, das auf die Dauer immer mehr Geistesgegenwart gefordert ist! Nicht nur wissen, was zu tun ist, sondern es auch im richtigen Moment , ganz hier und jetzt, wobei man trotzdem den Überblick soweit hat, dass das hier und jetzt sich über zumindest schon mal 16 Takte ausdehnen lässt...

Gemeinsam handeln, nach etwas Äußerem was ansteht, aber das ganz aus eigenem Impuls, geistesgegenwärtig.
Wenn man in dieses Bild noch die Improvisation mit hinein nimmt, wo ich ganz aus mir heraus in Übereinstimmung mit dem Äußeren handele, ist das ein Motiv, aus dem man sein Leben gestalten kann.

Darum folgende These:
Rhythmus gehört zur Allgemeinbildung!

Morgendliches Gruss-Lotto


Wenn ich morgens am Fluss entlang fahre sind meist auch viele andere Leute dort unterwegs. Wenn ich sehr früh bin, fahren dort Kinder und Jugendliche zur Schule, etwas später (aber der èbergang ist fliessend) trifft man die sportlihen Typen und heute war ich besonders spät, da waren es Rentner und Touristen.

Ich habe immer vier Möglichkeiten, wenn mir jemand begegnet:
- nicht grüssen, weil wir uns sowieso nicht wirklich begegnen
- "ciao" sagen
- "buongiorno" sagen
- "guten Morgen" sagen

wenn ich was sage, kann ich es natürlich auf die unterschiedlichsten Weisen sagen, mit und ohne Lächeln, leise, laut, ernsthaft, fröhlich...
diese Möglichkeiten haben aber nicht so grossen Einfluss auf das Spiel:

ich versuche die Leute so zu begrüssen, wie sie mich auch grüssen würden (klar, dass mein Gruss sie beeinflusst).

"Buongiorno" ist da die sicherste Methode, weil das auch Touristen verstehen und hier doch die meisten Italienisch sprechen, darum ist es wie sechs rihtige gewesen, als ich einem Mann "guten Morgen" sagen wollte, mich gerade daruaf besann, wo ich bin und er mir aber einen guten Morgen wünschte, was ich dann doch erwiedern konnte...


...ich bilde mir ein, langsam an den Gesichtern und den Figuren erkennen zu können, welche Sprache dieser Mensch spricht...

Mittwoch, 12. September 2007

es geht drunter und drüber


wieviel Pech kann man an einem Tag haben?

ich habe mein Handy verloren, den falschen Pin eingegeben und kam so nicht an Geld, in den Lektionen lief fast alles schief, in Akrobatik landete ich unsanft auf dem Rücken, dabei wollte ich doch nur ein Rad machen. In der ersten Stunde "Stimme" merkte ich, dass mein Italienisch nur zum nach- und mitmachen reicht, wenn man sehen kann, was gefragt ist. Fürs vorstellen und hören reicht es noch nicht. Ich ging dann mit aller Hoffnung zur Italienischstunde aber - es war schrecklich! WIr arbeiteten an drei Kinderliedern, und mit einem dermassen speziellen Vokabular, dass den meisten in ihrer eigenen Sprache kein entsprechendes Wort einfiehl. Und brauchen wir wirklich Fachbezeichnungen, was Webmuster angeht? Sind Verniedlichungsformen und das Gegenteil das, was uns weiterhilft, hier dem Unterricht zu folgen? Die folgenden Grammatiklektionen waren eine fast schon langweilige Wiederholung für mich.
Auf dem Heimweg sprang mir die Kette ab und im stockdunkeln war mir nicht klar, wie ich den Kettenkasten öffnen kann, also lief ich 40 Min zu Fuss nach Hause.

Naja, mein Handy wurde gefunden, ich habe Geld mit einer anderen Karte abheben können (und eingekauft - die letzte Mahlzeit davor bestand aus Wasser und Brot), mein Fahrrad repariert und mich auf mein italienisches Lieblingsbuch besonnen...
und gestern den ganzen Abend mit Cacà gequatscht. Es ist unglaublich wie gut das tut: einfach reden und reden! Englisch ist doch einfacher als Italienisch und wenn wir auf Englisch nicht weiter wussten, fiel uns doch das Italienische Wort ein.

Ach ja, die Wende hin zum Glück war die erste Salto mortale übung. Mit einem Sicherungsgurt um den Bach von einem kleinen Trampolin auf eine grosse weiche Matte. Meine ersten Versuche waren sooo kläglich! ich hing hilflos in der Luft und wusste nicht, was ich falsch mache - alles erklären half nichts, obwohl ich wohl die beste Lehrerin habe, die man dafür haben kann: Natascha ist aus Russland, hat selbst Zirkuserfahrung und (wenn ich es richtig verstanden habe) 14 Jahre Lehrerfahrung und sie ist so herzlich, lieb und verständnisvoll - eben russisch!
Ich schaute schon ziemlich fustriert vin dem Trampolin auf die blaue Matte, als mir in den Sinn kam, dass das auch ein Schwimmbecken sein könnte. ich bin schon so oft mit einem Saltovorwärts inis Schwimmbecken geplumpst und jetzt machte ich einfach das selbe und entete Applaus... einige sagten, es sei ein besonders schöner Salto mortale gewesen und ich konnte ihn auch noch einmal wiederholen.

"Salto" heisst auf italienisch einfach nur Sprung. Ich vermute, "Salto mortale" heisst "Todessprung" ich bin aber hier ins Leben gesprungen.

Endlich gehts mir mal einfach nur gut hier

Dienstag, 11. September 2007

Bilder 2.


meine Ankunft in der Schweiz (mit einem gasbetankten Auto)






ein paradiesisches Land hier






und diese Bildes sind von meinem "Schulweg".
Es fühlt sich tatsächlich an, wie mein Schulweg, weil der auch an einem Fluss entlang lief.


Das ist der Blick aus meinem Zimmerfenster


und das ist der Blick vom Balkon der Wohnung

Bilder 1.


eigentlich wollte ich Fotos, die ich gerade mit der Kamera gemacht hatte hochladen, aber der Computer päsentierte mir dieses Bild aus Witten und behauptete dann, es seinen keine weiteren Bilder vorhanden...

Freitag, 7. September 2007

Haltungen



Ich suche noch nach einer Arbeitshaltung hier.
Wieviel schaffe ich, ohne ausgelaugt zu sein?
Wieviel soll ich mit den anderen machen? Ist es mir jetzt wichtiger, die Leute kennen zu lernen, oder möglichst viel zu lernen?
Manchmal ergibt sich von selbst eine Lösung: man lernt zusammen, oder ist sowieso zu müde um weiter zu lernen und hat aber noch Lust auf Gesellschaft...

In jedem Fach ist eine andere Haltung gefragt. In Akrobatik wohl diejenige, die vielen am vertrautesten ist im Sinne von Kultur, nicht im Sinne von Natur: sich bis in die Finger und Fußspitzen strecken, Schultern, Bauch, Po... alles ist leicht gespannt.
Pantomime: mit der Vorstellung, man hinge an einem Faden, der oben am Kopf angeknüpft ist, an dem aber auch noch Atlas, unterster Halswirbel, Kreuzbein (oben) und Steißbein hängen, lässt man Arme, Schultern, Rücken, Becken und Knie locker (hängen), stellt die Füße parallel und ca. hüftbreit und zieht nur den Nacken lang, wobei der Blick nach vorne raus geht. Das Gewicht ist leicht nach vorn verlagert und wird von den Ballen getragen. manchmal sind die Füße auch leicht ausgestellt...
Improvisation: fast wie in Pantomime nur, das Becken wird nach hinten gekippt, man stelle sich vor, einen Faden zwischen dem Punkt oben auf dem Kopf und dem Steißbein zu spannen. Die Arme hängen nicht ganz vor dem Körper, sondern werden an die Schenkel zurückgenommen und manchmal sind die Fersen leicht ausgestellt. In der Improvisation ist es möglich, dass "bis in die Fingerspitzen aktivieren" insofern nur von Bewusstsein spricht, als dass die Fingerspitzen dann nicht ganz durchgestreckt sind. In Pantomime und Tanz wäre das nicht möglich.
Tanz: hier habe ich noch nicht das Gefühl, eine Grundhaltung beschreiben zu können, vielleicht liegt das an der Dynamik des Fachs?
Chor: Das Fach mit geschlossenen Augen! Die Körperhaltung wird nicht so explizit vorgeschlagen, nur dass die Augen oft geschlossen werden sollen ist auffällig. In Tanz, Pantomime, und vor allem Akrobatik dürfen wir die Augen nicht zu machen!! lebenswichtig!
Bei Improvisation schließt man manchmal die Augen kurz, verändert seine Haltung und kontrolliert dann, ob man in der angestrebten Haltung gelandet ist.

Die erste Übung, die uns nahe gelegt wurde, immer wieder zu machen, eine Haltungssache:
1. Schritt: wahrnehmen. genau beobachten was da ist. ohne Urteil.
2. Schritt: die eigene Position dem gegenüber feststellen... ("wie fühle ich mich damit?")
3. Schritt: herausfinden, ob man etwas ändern will, oder es lassen kann.
4. Schritt: aktiv werden! es lassen, oder es ändern.

Mit einer entsprechenden Haltung habe ich gekämpft, als ich mir das Stück des Abschlussjahrgangs anschaute. Insofern, war es letztendlich sehr gut und wirklich interessant, aber im ersten Teil hatte ich Momente, in denen ich z.B. dachte "kann nicht jetzt mal wenigstens einer Gefühle zeigen?"
“Ondes et particules” hieß das Stück...

Mittwoch, 5. September 2007

zählen und nicht zählen


der erste Tag an der Scuola Dimitri war hart, weil wir uns fast gar nicht bewegt haben. Morgens gab es Informationen, Informationen und noch mehr Informationen, Aufzählung von Terminen, Regeln, Formalitäten... und alles auf Italienisch - was gut war - aber als fast alles nochmal auf Französisch gesagt wurde, hatte ich Schwierigkeiten aufmerksam zu bleiben.
In einer langen Mittagspause gingen viele von uns neuen an den Fluss. Wieviele waren wir eigentlich? 23, weil Cacà aus Brasilien noch nicht da war - am Fluss waren schließlich 17 davon. Wir fragten uns gegenseitig Vokabeln ab, denn am Nachmittag sollte ein Italienischtest stattfinden. Für diesen Test brauchten wir die Vokabeln allerdings wenig und ich hatte das Gefühl, dass ich sehr schlecht abschneiden werde, aber der Test zählt wohl nicht so viel, dass jemand rausgeschmissen wird (hoffe ich!), sondern stellt fest, wer Italienischstunden bekommt und die nehme ich gerne!
Nach dem Test hatte ich Kopfschmerzen "mal di testa".
Zur Entspannung sprang ich eine Weile von Stein zu Stein am Fluss entlang, baute einen kleinen Turm, las ein Kapitel aus dem dramatischen Kurs und - - wunderte mich: bisher hat es mich immer angestrengt darin zu lesen, aber nach einem halben Tag Italienisch war ich so dermaßen bereit, alles zu verstehen, dass es mir leicht schien, sogar entspannend.

Ich träumte von Hugoldsdorf und davon, dass wir mit einer Gleichgewichtsübung experimentierten... sich so weit wie möglich nach vorne und dann nach hinten lehnen, pendeln... hin, her, hin, her... eins, zwei, eins, zwei, drei, vier, fünf... ich hörte einen Ton, immer wieder... eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs. Es waren die Glocken in der Kirche direkt vor meinem Fenster. Dazwischen ist nur eine Straße. Ich war also vor meinem Wecker wach.

Wenn ich morgens losfahre, ist es noch kühl, auch wenn die Sonne schon rausgekommen ist. Dann fahre ich an den Fluss und komme in den Schatten eines Berges. Dort ist es richtig kalt. Aber noch bevor ich diesen Schatten wieder verlasse, weht ein warmer Wind, dann kommt wieder Sonnenschein dazu und dann muss ich auch noch einen steilen Weg hinauf. Oben bin ich völlig durchgeschwitzt. Im Laufe des Tages wird es hier noch richtig heiss - sommerlich - ich muss aufpassen, dass ich in der Mittagspause keinen Sonnenbrand bekomme, aber in manchen Lektionen, wenn gerade etwas erklärt wird und wir im kühlen Haus sitzen, bekomme ich eine Gänsehaut.

Rhythmus: alles ist Rhythmus. Der eine geht schnell der andere langsam... die Sonne geht auf, die Sonne geht unter... es wird Sommer, es wird Herbst, es wird Winter...
Aber Eins ist noch kein Rhythmus. Erst Eins, zwei - on, off - Note, Pause...
Zum Rhythmus muss ich irgendwann mal mehr schreiben!
1 . . . 1 . . . 1 . . . 1 . . . 1 . 3 . 1 . 3 . 1 . 3 . 1 . 3 . 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 1+2+3+4 1+2+3+4 1+2+3+4 1+2+3 X

Tanzen: "one, two, three, four, one, two, three, four..."
Chor. wir summen erst ewig lange, gehen dabei durch den Raum, stehen, verlagern das Gewicht, so dass wir im Kreis pendeln... Dann singen wir Tonleiten "uno due tre quatro chinque sei sete otto..." und am Schluss beginnen wir ein vierstimmiges Lied...

Akrobatik: "odin dwa tre..." alle da? tutto! Vorwärtsrolle, Rückwärtsrolle - aber mit "Gruppirovka!" = die Hände umfassen die Beine unterhalb der Knie und ziehen sie zum Körper. Ist die Rolle schnell, langsam, schief.... nicht so schlimm, was zählt ist "Gruppirovka!"

Soweit fürs erste.

Montag, 3. September 2007

WG mir dem Hund



es hat sich dann tatsächlich etwas ergeben...

ich wohne am Rande von Locarno im 5. Stock - Fotos von der Aussicht aus meinem Fenster gibt es bald -

Die Wohnung gehört einer Familie, die inzwischen im Haus der verstorbenen Mutter des Mannes lebt. Darum bin ich dort meist allein mit zwei Papageien und wenn die Frau und Mann der Familie arbeiten sind, ist auch der Hund in der Wohnung.
Er hat sich schon ein bischen an mich gewöhnt und bellt nicht mehr so viel, wenn ich heim komme. Gestern hat er mir sehr hoffnungsvoll beim Essen zugeschaut und als ich den letten Bissen im Mund hatte kehrte er mir den Rücken - aber ansonsten verstehen wir uns.