Dienstag, 9. Oktober 2007

Nebeneinander


Auf der Geburtstagsfeier von David und Francesca aus Italien gab es gutes Essen, gute Gespräche, gute Gelegenheiten zum Tanzen... irgendwann... Flurin trommelte, Tila sang und ich fand mich allein auf der Tanzfläche wieder und hörte, dass die Menschen, die um mich herumstanden in den Gesang einstimmten, als wollten sie mir zeigen, wie ich tanzen sollte... auf nackten Füssen, neben einem zerbrochenen Glas.
Es erforderte keinen Mut die Aufmerksamkeit so vieler Menschen auszuhalten. Hätte ich die Situation kommen sehen und Angst davor gehabt, wäre Mut nötig gewesen, um dort zu tanzen... aber ich tanzte weiter und es blieb eine Leichtigkeit in mir, als ich mich so in der Situation wiederfand.



Das ist mein einziges Steinmännchen mit Namen. Es heißt "an den Herbst".

Einmal kam ich an den Fluss, um wieder ein Steinmännchen zu bauen und da war das ganze Ufer voll von kleinen Türmen, Bögen und Bauten aus Steinen. Eine Familie, Mutter, Vater und zwei kleine Mädchen bauten noch weitere. Ich fragte, ob sie das alles gebaut hätten, nein, und sie wären überhaupt zum ersten mal auf diese Idee gekommen. Der Vater baute ziemlich gewagte Steinmännchen - so wie ich sie auch baue: mit möglichst aufrechten Steinen und einem labilen Gleichgewicht, nichts für die Ewigkeit, aber wie eine kurzzeitige Überwindung der Schwerkraft. Die Mutter erzählte, dass sie neben einem Atomkraftwerk wohnen, dass sie sich dort sicherer fühlt, als in den Bergen, wo die Klimaveränderung Erdrutsche immer wahrscheinlicher macht. Das Atomkraftwerk und eine atomare Forschungsstelle seien die größten Arbeitgeber in der Gegend und deshalb habe keiner etwas dagegen, obwohl ihr klar sei, das da nicht umweltschonend und nachhaltig Energie gewonnen werde und was solle aus den Arbeitern werden, wenn die Uranvorräte zur Neige gehen? Ihr Mann wäre nicht betroffen, er ist Schädlingsbekämpfer.
Es war ein Nebeneinander, vor Ansichten, Lebensmotiven, die ich nie nebeneinander vermutet hätte.



Es stand für mich zum ersten mal ein Weg fest, den ich bereitwillig über Jahre verfolgt hätte, mit Menschen, die mir so wichtig sind, wie ich es vorher nicht erlebt habe, mit einer Idee, einer Aufgabe, die durch captura für mich geifbar war... und jetzt sind hier Menschen, die genauso wichtig für mich werden könnten, mit denen gemeinsam sich vielleicht auch noch andere Aufgaben zeigen? Oder führt mein Weg sicher zu captura und ich nehme sie mit? Ich will sie auf jeden Fall einladen! Im Moment bin ich halb bei den Menschen, die ich schon kenne und halb bei denen, die ich hier kennenlerne. Ich würde ihre Welten so gerne verbinden, um wieder ganz zu sein... das Nebeneinander ist schwer zu ertragen.

...vielleicht steht es auch erstmal an, ganz hier zu sein, ganz jetzt...

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