Samstag, 11. August 2007
schon wieder!
schon wieder "Aufmerksamkeit"!
gestern war ich in einem Vortrag von Jürgen Peters. Ich schlafe in Vorträgen fast immer ein. Hier bin ich wach geblieben (man könnte auch sagen aufmerksam).
Es ging darum, wie jeder Einzelne herausfinden kann, was er wirklich will. Eine Antwort für jeden kann auch ein ganzer Vortrag nicht geben. Stattdessen gab es Anregungen, Übungen und Beispiele.
Ziemlich am Anfang stand die Frage "Glauben Sie, dass es ein Schicksal gibt, das alles vorbestimmt ist?" Dazu konnte sich jeder ca. 30 Sekunden Gedanken machen.
Meine Gedanken dazu: wir sprechen bei captura in letzter Zeit viel von der Aufgabe, die einem ganz eigen ist, die man mitbringt für sein Leben und die es (wieder) zu finden gilt, vom eigenen Weg oder dem eigenen Impuls nachgehen. Das heißt für mich aber nicht, daran zu glauben, alles wäre vorbestimmt.
Ein Bild von Vorbestimmung ist für mich: ein Schicksal, dass sich wie eine große Landschaft ausbreitet und in dem ich mich als kleiner Punkt bewege - oder sogar bewegt werde, denn an bestimmten Stellen treffe ich mit anderen Punkten zusammen.
Ein Gegenbild entsteht, wenn ich das Wort "Entwicklung" als Ausgangspunkt wähle: ich bin etwas großes, dichtes, chaotisch verschlungenes "Verwickeltes". Wenn ich mich entwickle, werde ich selbst zu der großen Landschaft, die dann genau so aussieht, wie ein Schicksal.
Es ist bestimmt noch nicht alles da, bevor ich es entwickelt habe. In Berührung mit dem "Sonnenlicht", wenn ich es an die Oberfläche hole in der Begegnung mit Menschen und Aktivitäten kann wachsen, was vielleicht nur keimhaft da war (oder gar nicht?).
In dem Sinne gehe ich meinen eigenen Weg, indem ich meinen Fuß wieder und wieder in eine Richtung setze, die stimmig ist und nicht, indem ich einer bestimmten Spur folge, die schon da ist.
Eine Übung im Vortrag war, sich an eine Situation zu erinnern, die zwischen dem 4. und 7. Lebensjahr stattgefunden hat, die Gefühle in dieser Situation aufzuspüren und ein Wort dafür zu finden. Bei mir war das "Tiefe"
In einer zweiten Übung (oder war es noch die selbe?) Stand die Frage im Raum, welchen Berufswunsch wir in der Zeit zwischen 7 und 14 hatten und welches Bedürfnis dieser Berufswunsch für uns symbolisiert. "Seiltänzerin"
In diesem Moment geriet die "Tiefe" wieder in das Bild der "Seiltänzerin" und ich dachte mir als Bedürfnis aus "(Körper-)Selbst-beherrschung (-Sicherheit)". Vorgestern bekam ich den Rat in die Tiefe zu arbeiten, damit ich mich wirklich selbst beherrsche.
Spricht das für Bestimmung? Nein. Das spricht für die Tücken des Denkens, auf die in dem Vortrag auch aufmerksam gemacht wurde: Denken ist linear. Komplexe Probleme können nicht in einem Moment erfasst werden und darum schlecht durch das Denken gelöst werden.
(Die hier geschriebene Gedanken sind noch linearer, als meine Gedanken es sind und waren "Tiefe", "Seiltänzerin" sind die Begriffe, auf die ich mich hier der Einfachheit halber geeinigt habe. Gedacht habe ich in beweglicheren Begriffen, mit vielen Abzweigungen eher wie "(Körper-)Selbst-beherrschung (-Sicherheit)")
Der Vortrag endete mit der Aufforderung, mit Aufmerksamkeit durchs Leben zu gehen und so mehr beobachtend im Leben und nicht denkend zurückgezogen vom Leben Lösungen anzustreben.
Mein derzeitig zweitgrößtes Problem ist, dass ich eine Wohnung im Tessin suche (das Problem am Suchen ist, dass man nicht Findet), oder einen Wohnwagen für dort. Ich ging also aufmerksam aus dem Vortrag und sah zwei Wohnwagen und ihren Besitzer... im Gespräch stellte sich heraus, dass ich sie wahrscheinlich nicht leihen kann - immerhin bin ich nicht dran vorbei gelaufen.
Heute las ich in einem Artikel von Wolfgang Held: "Unbestritten bleibt, dass die griechischen Kunsthistoriker in ihrem Gefühlsurteil nur deshalb so treffsicher waren, weil sie zuvor unendlich viele Male gegliedert, sortiert und präpariert, also Kopfarbeit geleistet haben."
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