Sonntag, 5. September 2010
Feldforschung
Was ist Umwelt?
...
Du für mich
Ich für dich
...
Umwelt gibt es nicht!
Meinst du, dass sich zu wenige Menschen gegen Umweltverschmutzung engagieren? Es wäre kein Wunder: was interessiert mich eine Verschmutzung, die mich nicht betrifft? - "Aber Umweltverschmutzung zerstört auch die Lebensgrundlagen für die Menschen" mag da jemand sagen und doch sagt das Wort Umweltverschmutzung selber etwas völlig anderes!
Umwelt ist gerade das um mich herum, was ich NICHT bin. Ich nehme mich aus meiner Umwelt mehr heraus, als dass ich mich einbeziehe. Ein Mensch ist irgendwie noch Natur, oder sie etwas an ihm, seine Umwelt ist er nicht. Somit bezeichnet "Umweltverschmutzung" etwas, was es durch den Zusammenhang unserer Lebenswelt kaum geben kann: die Beeinträchtigung der Natur nur in Teilen, die den Verschmutzer nicht tangieren. Paradoxerweise unterstützt das Wort mit dieser, vielleicht unterschwelligen Bedeutung aber die Verschmutzung der Natur.
Was ist den eigentlich Natur?
Meine Nägel sind noch schwarz vom Jäten, die Haut rot weiß getupft in Erinnerung an die Brennnesseln, die bald vertrocknen und verrotten. Das Kräuterlabyrinth, in dem ich gearbeitet habe, besteht aus natürlichen Heil- und Gewürzpflanzen, ist aber ohne Kultivierung kaum beständig. Die Natur würde dort in ein paar Jahren kaum ein Kraut zurücklassen. Vielleicht noch Brennnessel und vor allem Gras, Gras, Gras.
Wo in Deutschland wäre die "Natur" beständig in ihrer Artenvielfalt ohne menschliches Eingreifen? - Klar ist, das einige menschliche Eingriffe auch Übergriffe sind, die Arten bedrohen - und trotzdem...?
Wie kann sich der Mensch seinen Lebensraum schaffen, sich entfalten, entwickeln? Die Natur braucht sicher Anteil an einem solchen Lebensraum. Es müsste wahrscheinlich ebenso Lebensraum für verschiedenste Pflanzen und Tiere sein. Ist es nicht menschlich, so viel wie möglich zu entdecken, auszuprobieren und dann Nutzungen zu finden, zu erfinden? Durch sein So-sein und Nicht-so-sein gegenüber der Natur erkennt sich der Mensch. Allein seine Aufmerksamkeit und Präsenz verändert Natur. Und wenn wir ganz genau hinschauen, hinhören, riechen, schmecken, tasten, fühlen... diese genaue Beobachtung verändert unsere Natur, schärft unsere Sinne, kultiviert ihre Nutzung und kultiviert auch das Wahrgenommene, bezieht es ein in unsere Kultur. Wie kann es dann weitergehen?
Mit sensibler Wahrnehmung wird mehr zu erkennen sein vom sinnvollen Miteinander mit der Natur, aber kaum ein Mensch muss eine Fähigkeit für jede Situation neu lernen - er kann etwas und wendet es an, spricht seine Muttersprache nicht nur mit der Mutter, sondern mit jedem anderen, bis er an einen gerät, der ihn herausfordert, die nächste Sprache zu lernen...
Mit geschärften Sinnen, wenn das Beobachten kultiviert wird, treten auch im miteinander neue Feinheiten zu Tage, es wird möglich, Neues zu denken.
Kultur wächst.
(das waren ein paar an meine diesmonatige Ausbildung anschließende Gedanken.)
mehr dazu:
www.erfahrungsfeld.wittenannen.net
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