Dienstag, 20. Januar 2009

Meerjungfrau Bachmann

gestern laß ich mal wieder in "Herzzeit" einem Briefwechsel zwischen Ingeborg Bachmann und Paul Celan...
Die beiden waren wirklich gut im Unglücklichsein! Sie scheinen vieles, was einfach Spaß macht als zu oberflächlich abgetan zu haben. Was sie taten war oft hochsymbolisch - auch in Kleinigkeiten - wie jedes kleine Wort in ihren Gedichten.
Auf youtube kann man sich Autorenlesungen einiger ihrer Gedichte anhören. Vor allem Ingeborg ließt ohne Emotion, betont die Zeilensprünge und Satzzeichen gerade eben und ließt so schnell, dass ich oft nach einem halben Gedicht nicht mehr richtig zuhören kann. Es fasziniert trotzdem irgendwie. Ich vermute, ihr waren die Worte heilig auch in dem Sinne, dass sie ganz sein mußten: sie mit der Stimme zu interpretieren war nicht nötig; das Wort an sich sagt alles an dieser Stelle.
Wie sind wohl diese Zeilensprünge in ihre Lyrik geraten, die fast konsequent jeden Sinnzusammenhang zerreißen? Hat Frau Bachmann nur so lange in eine Zeile geschrieben, wie ihr jedes Wort klar war? Und eine neue begonnen, wenn sie das nächste Wort erst hatte suchen müssen?

Was würde die Bachmann aus ihrer Meerjungfrauen-Melancholie heraus dazu sagen, wenn man ihre Gedichte nicht nur sprachlich interpretiert, sondern tanzt?
Würde sie sich mit drehen? Im Kreis drehen? Im Grab umdrehen, ob soviel zuviel(? äußerer) Lebendigkeit, die ihr inneres Leben bewegt?

Sie hätte es schon getan, weil ich es schon getan habe:
Die "Anrufung des großen Bären" getanzt.
Tänzer behaupten, das sei kein Tanz, weil die Bewegung den Sprachrhythmus beibehält.
(Eurhythmie ist es aber auch nicht.

An der Tafel in einem Eurhythmieraum fand ich letztes Jahr diesen Spruch:)
Sprechen ist Hören
Hören ist Erkennen
Erkennen ist Fühlen
Fühlen ist Singen
Singen ist Tanzen
Tanzen ist Sprechen


Es muss ja noch mehr Menschen geben, die etwas von sich in den Gedichten oder auch den Briefen von Celan und Bachmann wiederfinden... Freuen sie sich daran?
Freuen sie sich, nicht alleine zu sein?
Freuen sie sich etwas in sich zu erkennen, was überwunden, oder doch überwindbar ist?

Es kann ja nicht immer darum gehen, sich fahrlässig oder voll absichtlich umzubringen!

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